Anastasia-Bewegung

Dieser Artikel behandelt die beiden esoterischen Bewegungen Urahnenerbe Germania und Anastasia in einem.

Esoterische Bewegungen mit braunem Anstrich haben sich auch in der Schweiz eingenistet. In vielen Fällen offenbaren sich ihre völkischen, antisemitischen und rassistischen Ideen aber erst auf den zweiten Blick. Ihre Mitglieder*innen vertreten häufig ein antidemokratisches Weltbild und wärmen alte, antisemitische Verschwörungstheorien auf.

Anastasia – russische Bewegung in der Schweiz

Anhänger*innen der Anastasia-Bewegung propagieren Selbstversorgung und ein naturverbundenes Leben. Als zentrales Element dient das Werk « Anastasia» des Russen Wladimir Megre. Die Hauptfigur verfügt über spirituelle und übersinnliche Fähigkeiten, gleichzeitig werden rassistische, frauenfeindliche und antisemitische Inhalte portiert. Die Bücher stossen deshalb neben der Esoterik- und Öko-Szene auch in rechtsradikalen und antisemitischen Kreisen auf Begeisterung. Klaus Theuretzbacher aus Wädenswil SG unterhielt in der Schweiz gar eine Website und ein Forum zum Thema, diese sind jedoch seit einigen Jahren verwaist.

Familienlandsitze für völkische Esoteriker*innen

Das völkische Gedankengut ist aber nicht verschwunden: Im August 2019 trafen sich rund 50 Personen in Degersheim SG zu einer dreitägigen «Anastasia-Party». Die Veranstaltung wurde vermutlich vom Verein «Familienlandsitze Schweiz» organisiert. Die sektenartige Gruppierung widerspricht zwar, der Anastasia-Bewegung anzugehören, verweist auf ihrer Internetseite jedoch auf die Bücherreihe und propagiert die darin enthaltenen Lebensweisen. Sie geben sich als Naturfreund*innen, die auf ökologisches Wirtschaften setzen und ihre Ideen der Lebensführung in einer geschlossenen Gemeinschaft ausleben wollen. Der Verein organisiert auch regelmässig Veranstaltungen, Russlandreisen inklusive.

Urahnenerbe Germania

Seit einiger Zeit drängt eine weitere braun-esoterische Bewegung in die Schweiz: Der deutsche Frank Willy Ludwig, Gründer von «Urahnenerbe Germania», scheut keine Anlehnungen an den Nationalsozialismus und verbreitet auch in der Schweiz seine pseudowissenschaftliche «Fakten». Ludwig ist bestens vernetzt mit verschiedenen Exponent*innen der braunen Szene, so auch mit Holocaust-Leugner*innen. Das Hakenkreuz und das Symbol der SS sind auf der Webseite von «Urahnenerbe Germania» nur leicht verfremdet.

Bereits im Jahr 2017 versuchte die Organisation Cine12 einen Vortrag mit Ludwig in Thun BE durchzuführen. Als der Vermieter des Saales realisierte, dass der Referent rechtsradikales Gedankengut verbreitet, wurde ihnen der Veranstaltungsraum verwehrt. Treibende Kraft hinter Cine12 ist der Schweizer Verschwörungsideologe und Staatsverweigerer Heino Fankhauser – er organisiert weiterhin Stammtische und verbreitet über Youtube Videos von Reichsbürger*innen, Holocaustleugner*innen und Antisemit*innen.

Auch Ludwig bereist weiterhin die Schweiz: Zuletzt verbreitete er sein abstruses Gedankengut im April 2019 an einem Tagesseminar in der Nähe von Thun BE und wenige Tage später mit einem Vortrag in Schaffhausen.