Rechte Szene verlässt Teigi-Areal

Thurgauer Zeitung vom 19.1.2010

Den rechtsextremen Mietern im Teigi-Areal in Kradolf wurde gekündigt. Sie müssen bis Ende März ihr Klublokal räumen. Damit ist es aber nicht vorbei mit den Treffen.

Dem Gemeindeammann von Kradolf-Schönenberg, Walter Schönholzer, stinkt es, wenn seine Gemeinde mit der rechtsextremen Szene in Verbindung gebracht wird. «Solche Schlagzeilen in den Medien brauchen wir nicht.» Er hofft, dass das Treffen vom Samstagabend («Thurgauer Zeitung» von gestern) das letzte war im Teigi-Areal in Kradolf. Schönholzer wusste von dem Treffen, er wurde von der Kantonspolizei vorgängig informiert. Er wusste auch, dass den Mietern des Raumes im Teigi-Areal, wo das Treffen stattgefunden hatte, gekündigt wurde. Schönholzer kennt den Raum. Er sei vor ein paar Jahren mal drin gewesen, sagt der Gemeindeammann. Die Mieter kenne er jedoch nicht persönlich. Jedenfalls seien sie nicht in der Gemeinde Kradolf-Schönenberg wohnhaft.

Markus Nick verwaltet die Räume in der ehemaligen Teigwarenfabrik in Kradolf im Auftrag von Besitzer Kaspar Böhi. Wie der Hausverwalter sagt, wird der Mietvertrag per Ende März aufgelöst. «Vermutlich werden sie den Raum aber schon früher verlassen.»

Auslöser für Kündigung

Die Treffen mit Leuten aus der rechtsextremen Szene seien der Auslöser für die Kündigung des Mietvertrags gewesen. «Nach den Treffen hatten wir die Gemeindebehörde am Hals. Zudem sind solche Mieter und die Schlagzeilen in den Medien eine negative Publicity für unsere Gewerbe- und Wohnliegenschaft.»

Der Raum sei als Klub- und Probelokal genutzt worden, sagt Ch. F.* Er ist der Mieter. Der Kündigungsgrund sei fadenscheinig. «Angeblich waren vor einem Jahr mehr als die erlaubten 50 Personen im Raum.» Die Band Vargr i Veum, die sich der alt germanischen Musik verschrieben hat, benützt den Raum als Probelokal. Im Dezember 2008 feierte sie dort ihre CD-Taufe. «Es ist auch ein Klublokal, wo wir uns einmal in der Woche treffen», sagt Ch.F. Mit «wir» meint er Gesinnungsgenossen. «Wir sehen uns nicht als Rechtsextreme, sondern als national denkende Schweizer.» Der Mieter gehört zum «Staff» der Band. Einer der Bandmitglieder feierte am Samstag im Proberaum Geburtstag. Wozu 70 Personen aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland eingeladen waren. Es sei eine private Party gewesen, so Ch.F.

Die Kantonspolizei war zwar nicht eingeladen worden, aber sie befand sich vorübergehend auch im Teigi-Areal. Zwei Beamte in Zivil hätten den Raum kontrolliert und seien dann wieder gegangen, berichtet Ch.F. Zuvor hätten Polizisten die angereisten Gäste auf der Strasse kontrolliert. «Sie wollten die Ausweise sehen und haben die Fahrzeuge durchsucht.»

Neuer Raum im Thurgau?

Ch.F. und seine Gesinnungsgenossen verlassen den Raum im Teigi-Areal ungern. «Wir haben mit den anderen Mietern ein gutes Verhältnis und hatten in den sieben, acht Jahren, seit wir dort drin sind, nie Probleme. Ch.F. ist auf der Suche nach einem neuen Klub- und Probelokal. Wenn möglich soll sich dieser wieder im Thurgau befinden. «Schliesslich wohnen die meisten von uns im Kanton Thurgau.»

Der Kantonspolizei sind 20 bis 25, meist jüngere Personen bekannt, die im Thurgau zur rechtsextremen Szene gehören. «Die Kantonspolizei beobachtet, analysiert und überwacht extremistische Zellen jeder Art aufmerksam», sagt Polizeisprecher Ernst Vogelsanger. Die rechtsextreme Szene sei im Thurgau eher rückläufig. Das letzte, der Kantonspolizei bekannte Treffen im Thurgau fand ebenfalls im Teigi-Areal in Kradolf statt. Es war die von Ch.F. erwähnte CD-Taufe. Auch damals wurde von der Kantonspolizei kein Material sichergestellt, das gegen die Antirassismus-Strafnorm verstösst, und verlief das Treffen ohne Zwischenfälle. Die Kantonspolizei wolle, dass sich die Bevölkerung sicher fühlen könne und reagiere nicht erst nach Gesetzesverstössen, sondern agiere auch präventiv.

Wie der Polizeisprecher sagt, seien die Benützer des Raums im Teigi-Areal eine Gruppierung des Patriotischen Ostflügels, die zum Umfeld der Schweizer Hammerskins gehöre.