Hess mit «Chaoten» beim Bier

Bund

ANTIFA / Totale Kehrtwende: Die SD schliessen die «linken Chaoten» ins Herz. Und Thomas Fuchs warnt Nazi-Störer.

rg. 450 Gewaltbereite seien im Anmarsch auf Bern, der «Antifaschistische Abendspaziergang» sei zu verbieten – auch, weil er selber

 

sowie die Stadträte Peter Bühler (sd) und Thomas Fuchs (jsvp) anonym mit Gewalt bedroht worden seien. So hatte Bernhard Hess, Nationalrat (sd), letzte Woche mit übertriebenem Alarmruf zur Gefahr einer Eskalation beigetragen. Die Polizei, darob erst recht in Furcht vor rechtsextremen Störern, beklagte sich bei ihm, und die linksradikal-autonomen «AntifaschistInnen» (Antifa) schüttelten bloss die Köpfe: «Hess spinnt, er hat Paranoia.»

«Mit denen kann man reden»
Jetzt, kaum eine Woche später, hat Hess Kreide gegessen, und ein Verbot des Marschs vom nächsten Samstag fordert er nun auch nicht mehr. Im Gegenteil: Hess will mit dazu beitragen, «dass es am Samstag nicht eskaliert» – ja mehr noch: Er will, als «Schritt der Vernunft», erreichen, dass «Bern eine Vorreiterrolle übernimmt im Bemühen, dass rechte und linke Jugendliche sich weniger aufs Dach geben». Anlass für den Sinneswandel: Am letzten Donnerstag, als er mit Bühler im «Löwen» Bümpliz sass, tauchten einige Punks und Antifa-Nahe auf. «Zuerst dachte ich: Aua! das artet aus!», so Hess – dann habe man aber angeregt geplaudert, einander

 

gar Biere bezahlt. Auch Bühler, «sehr positiv überrascht», stellte fest: «Mit denen kann man ja reden; das war sogar recht amüsant. Am Ende hat man sich sogar geduzt.» Diesen Donnerstag wird Bühler im Stadtrat einen Vorstoss einreichen. Forderung: Die Stadt solle rechte und linke Jugendliche aktiv zu Gesprächsrunden laden.

«Schon wieder abgedämpft»
Auch die JSVP meldete sich gestern: In einem Communiqué verurteilt sie «die von linker Seite geführte Hetzkampagne mit massiven Drohungen gegen (. . .) Fuchs» scharf und ruft zu Gewaltlosigkeit auf. Im Besonderen appelliert die JSVP an «Rechtsaussen-Gruppierungen, sich nicht provozieren zu lassen». Die Stadtpolizei für ihren Teil hörts gern – und sieht die Lage ohnehin schon gelassener als letzte Woche. «Der Samstag könnte», sagt Sprecher Franz Märki, «sogar sehr ruhig ablaufen»: Mit Antifa sei die Polizei in «sehr engem Kontakt» – und Drohungen von rechts, den Antifa-Marsch anzugreifen, seien «in den letzten Tagen schon eher wieder abgedämpft worden».