Rechtsextreme wieder aktiver

SonntagsZeitung / Hans Stutz
BERN · 117 Vorfälle dokumentiert die Liste «Rechtsextreme Vorfälle 2002», die der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) im Bundesamt für Polizeiwesen am Freitag veröffentlicht hat. Das sind zehn mehr als im Vorjahr. Die Liste sei noch nicht vollständig, sagt DAP-Vizechef Jürg S. Bühler. Trotzdem lassen sich mehrere Tendenzen feststellen: Es sind meistens Skinheads, die rechtsextremistische Aktivitäten entfalten. Diese finden in ländlichen Gebieten der Deutschschweiz statt, mit Schwerpunkt in den Kantonen Bern, Solothurn, Aargau, Zürich und Luzern. Die Romandie ist – wie das Tessin – nur mit einem Eintrag vertreten.

Neben den vielen geschlossenen Zusammenkünften und Konzerten dokumentiert die DAP-Liste vorwiegend Aggressionen gegen Jugendliche oder junge Erwachsene. In 20 Fällen waren Linke betroffen; 18 Mal waren Ausländer das Ziel. Mehrmals attackierten Naziskins autonome Kulturzentren, so in Langen-thal, Bremgarten AG und Schwyz. Zwei Angriffe richteten sich gegen die jüdische Gemeinschaft in Zürich.

Die Szene der Rechtsextremen hat sich aber nicht weiter politisiert. Noch 2001 hatten mehrere Aktivisten die Schaffung politischer Strukturen vorangetrieben und die Beteiligung an den Eidgenössischen Wahlen 2003 angekündigt. Zwar führte die Partei National Orientierter Schweiz (Pnos) Veranstaltungen durch, darunter auch ein Treffen in Celerina mit den bis anhin unbekannten Bündner Werwölfen. Doch seit dem Austritt des Holocaust-Leugners Bernhard Schaub im Herbst 2002 sind kaum noch Pnos-Aktivitäten feststellbar. Hans Stutz