Das Rütli den Extremen

ZüriZeitung

Michael Schoenenberger

Micheline Calmy-Rey und Chris- tine Egerszegi möchten am 1. August 2007 eine Frauen-Feier auf dem Rütli. Dies wurde am letzten Freitag bekannt. Gestern verlautete aus dem Departement Calmy-Rey korrigierend, auch Männer und Familien seien zur Bundesfeier willkommen. Wir sind verwirrt. Wer darf aufs Rütli und wer nicht? Den Ausschluss hätten wir Männer natürlich nicht akzeptieren können. Schliesslich sind wir hierzulande eine Minderheit, und frau darf Minderheiten nicht diskriminieren. Das ist heiliger Grundsatz.

Da die Existenz von weiblichen Rechtsextremen ausgeschlossen werden kann, wäre der Egerszegi-Calmy-Rey-Plan wirklich geeignet gewesen, das Problem der randalierenden Glatzköpfe auf dem Rütli zu lösen. Dumm nur, dass die Männer dabei sein wollen. Eine andere Lösung muss her. Billig und schon am nächsten 1. August umzusetzen wäre folgende Variante: Zutritt zum Rütli erhalten nur noch Rechtsextreme. Frauen, Männer und Familien könnten stattdessen auf der Wiese der Zürcher Kaserne feiern. Der 1. Mai und der 1. August erführen eine wundersame Annäherung. Sollten sich dann die gewaltbereiten Linksextremen auch noch dazu entschliessen können, am 1. August aufs Rütli zu pilgern, wäre alles perfekt. Der Tag der Arbeit und der Nationalfeiertag blieben auf der Kasernenwiese für Frauen, Männer und Familien reserviert, auf dem Rütli gäbs eine Heidenschlägerei, und Micheline Calmy-Rey und Christine Egerszegi hätten ihren Frieden.