Dank Fotos Nazi-Nester ausgehoben

NeueLuzernerZeitung

Die Luzerner Kantonspolizei hat mehrere Anhänger der «Helvetischen Jugend» festgenommen und verbotene Waffen beschlagnahmt. Fotos wiesen den Weg.

VON SVEN GALLINELLI

Widerhandlung gegen das Sprengstoff- und das Waffengesetz, Diebstahl, Sachbeschädigung, Landfriedensbruch: Diese und weitere Tatbestände werden 18 Rechtsextremisten vorgeworfen, deren Verhaftung die Luzerner Kantonspolizei gestern vermeldete. Bei den Männern im Alter zwischen 15 und 25 Jahren handelt es sich um Exponenten der «Helvetischen Jugend», einer rechtsextremen Gruppierung. Ermittelt wird gegen die Täter, weil sie am 30. Oktober 2004 in Willisau die Teilnehmer einer bewilligten Kundgebung gegen Rassismus mit Raketen, Holzlatten und Bierflaschen angegriffen haben. Schon damals kam es zu ersten Verhaftungen durch die Polizei.

Bei 16 der 18 Rechtsextremen wurde eine Hausdurchsuchung angeordnet. Was man dort fand, bezeichnet Beat Hensler, Kommandant der Luzerner Kantonspolizei, als «erschreckend»:

Hieb- und Stichwaffen, Schrotflinten, Munition, Faustringe, Bestandteile von Granaten und anderes (siehe Bild). Laut Simon Kopp, dem Informationsbeauftragten der Luzerner Strafuntersuchungsbehörden, seien die gefundenen Waffen entweder illegal oder erforderten einen Waffenschein. «Einen solchen besassen die Verhafteten nicht», so Kopp. Wie die Rechtsextremen zu den Waffen kamen, wisse man noch nicht genau. «Es gibt dafür unterschiedliche Kanäle», so Kopp.

Auf Fotos identifiziert

Interessant ist, wie die Kantonspolizei den Rechtsextremen auf die Spur kam. «Zeugen gaben uns Fotos von den Vorfällen in Willisau», so Kopp. «Ergänzt mit den Berichten von Beobachtern der Aktion und dank hartnäckiger Ermittlungsarbeit gelang es uns, nach und nach die involvierten Rechtsextremen zu identifizieren.» Nicht alle Täter gingen der Polizei ins Netz. «Verhaftet haben wir 18, wir nehmen aber an, dass in Willisau rund 25 Personen mit dabei waren.» Es könne gut sein, dass man nun im Rahmen der Strafuntersuchung auf weitere Namen stossen werde.

Aus verschiedenen Kantonen

Bei den Verhafteten handelt es sich allesamt um Schweizer, von denen sieben aus dem Kanton Luzern, acht aus dem Kanton Bern und drei aus dem Aargau stammen. Die Täter, von denen eine Mehrheit in handwerklichen Berufen tätig ist, gehören einer Organisation namens «Helvetische Jugend» an. Diese rechtsextreme Organisation ist noch sehr jung. «Wir wussten, dass es sie gibt, hatten aber noch nie näher damit zu tun», sagt Simon Kopp.

Ein Blick in die Szene

Der Ermittlungserfolg ist für Polizeikommandant Beat Hensler wertvoll, weil er einen intimen Blick in die rechtsextreme Szene offenbart. «Ob links oder rechts: Wir behalten alle extremistischen Gruppierungen im

Auge, so gut es geht», so Hensler. Aber es sei schwierig, immer an die notwendigen Informationen heranzukommen. «Bei uns arbeiten Spezialisten, die sich intensiv mit dem Bereich Extremismus befassen», so Hensler.

Hensler glaubt, dass die rechtsextreme Szene im Kanton wächst. «Wir können das nicht mit Bestimmtheit sagen, aber gewisse Hinweise lassen solche Schlüsse zu.» Immer mehr brodle es gerade zwischen linken und rechten Gruppierungen, und wenn diese aufeinander träfen, sei die Gewaltbereitschaft sehr hoch.