Rechtsextreme Szene tritt offensiver auf

Der Landbote. Neues lokales Phänomen? Gemäss der SonntagsZeitung vernetzt sich die lokale Neonazi-Szene schweiz- und weltweit.

Wie die SonntagsZeitung berichtet, ist die rechtsextreme Szene derzeit auch in Winterthur aktiv und liefert sich einen lokalen Kleinkrieg mit der Antifaschistischen Bewegung (Antifa). Eine Schlüsselfigur scheint dabei Roli K. (25) zu sein, der in der Nähe von Winterthur lebt. Auf Instagram bezeichnet er Juden als «Saupack», posiert mit Handgranate, Sturmhaube und einem Exemplar von Adolf Hitlers «Mein Kampf». Laut der SoZ ist Roli K. derzeit eine der «treibenden Kräfte» der Nationalistischen Jugend Schweiz (NJS), eine lose, etwa ein Dutzend starke Truppe, die sich unter anderem auch im Wald zu Kampfsportübungen trifft und online das Motto der ehemaligen Schutzstaffel (SS) wie «Meine Ehre heisst Treue» verbreitet oder Nazisymbole wie die die 88 für «Heil Hitler». Die Antifa provozierte die NJS zum Beispiel, als sie dieser am 1. Mai ein Transparent an einem besetzten Haus in Töss stahl, die Aktion filmte und die Beute danach triumphierend auf Instagram präsentierte, die eigenen Gesichter mit SS-Totenköpfen bedeckt.

Kontakte zur Eisenjugend

Kontakte sollen die lokalen Neonazis laut SoZ auch zur Schwyzer Nationalen Aktionsfront (NAF) haben. Mindestens ein NJS-Mitglied aus Winterthur soll zudem bei der Eisenjugend Schweiz mitmachen, die sich als Ableger der US-amerikanischen Iron Youth ausgibt und laut SoZ mit dieser in Kontakt steht. Auf ihrem Messenger-Dienst Telegram verbreitet die Eisenjugend rechtsextreme Propaganda, unter anderem auch das Manifest des australischen Terroristen Brenton Tarrant, dem Attentäter von Christchurch. Brenton Tarrant hatte letztes Jahr in der neuseeländischen Stadt in zwei Moscheen ein Blutbad angerichtet und 51 Muslime getötet.

Gemäss der SoZ tritt die NJS erst seit ein paar Monaten nach aussen auf. Die Eisenjugend machte in Winterthur bereits im Februar von sich reden. Rund ums Kesselhaus waren schwarzrote Aufkleber verteilt. Darauf wurden Bolschewismus und Judentum miteinander in Verbindung gebracht, und es wurde gegen «gemischtrassige Paare» und «Mischkinder» angeschrieben, der «Landbote» berichtete.

Neu erstarkt?

Bei der lokalen Extremismusfachstelle gingen 2018/19 drei Anfragen zum Thema «Rechtsextremismus» ein. Dessen Leiter Urs Allemann unterstrich allerdings schon damals: «Von der Anzahl Anfragen auf das tatsächliche Phänomen zu schliessen, wäre ein Fehler.» Nur drei Monate später versicherte die Stadtpolizei bei der Präsentation ihres Sicherheitsberichts, die Zahl der gewalttätigen Rechtsextremen sei «auf sehr tiefem Niveau». Rechtsextremismus trete in Winterthur «kaum in Erscheinung». Die Anzahl gewaltbereiter Linksextremer wiederum schätze man auf 30 bis 40 Personen. (hit)