Wer Schweizer ist, bestimmt er

Der Bund.

Die Nati sei eine «fast inländerfreie Multikulti-Balkan-Truppe», schreibt Roger Köppel in der «Weltwoche». Das riecht nach Rassismus.

Meinung, Martin Ebel

Roger Köppel ist gewählter Nationalrat der SVP. Im Parlament muss er sich an die dort geltenden Regeln halten. In seiner «Weltwoche» kann Köppel, Verleger und Chefredaktor, machen, was er will. Also auch definieren, was in der Politik rechtens ist und was nicht. Wenn der Bundesrat versucht, ein durch Zufallsmehrheit zustande gekommenes Abstimmungsergebnis realitätsfähig zu machen, ruft er «Verfassungsbruch» oder gar «Putsch». Der Inländervorrang, ein mühsam ausgehandelter Kompromiss, hat eine Menge Ecken, Haken und Fallen. Köppel ist er ganz grundsätzlich zuwider.

Im Editorial seiner jüngsten Ausgabe hat er ein neues Terrain gefunden, seinen Abscheu zu illustrieren: den Fussball, genauer: die Schweizer Nati. Wer dazugehört, muss den Schweizer Pass besitzen. Er ist also Schweizer. Für Köppel ist die Nati eine «bewährte, erfahrene Veteranentruppe von Auslandssöldnern mit Schwerpunkt Balkan, angereichert durch ein paar eingeschweizerte Afrikaner». Im 23-köpfigen Kader sei mit Michael Lang nur ein einziger Spieler, der in der Schweiz sein Geld verdiene. Das sei «die konsequente Nichtanwendung des Inländervorrangs im Fussball».

Trainer Petkovic nable sich mit seiner «fast inländerfreien Multikulti-Balkan-Truppe» von der Schweiz ab. Fussball sei nicht nur Geld, sondern auch «Gefühl, Identifikation, Heimat». Also Kuhglocken und Jodeln.

Rhetorische Floskel

Scheinbar argumentiert Köppel mit der Anstellung bei Schweizer Vereinen. Der eigentliche Klartext seines Editorials, das zeigt die permanente Verwendung der Begriffe «Ausländer» und «Inländer», lautet indes: In der Nati spielen nur Neger und Jugos, aber keine echten Schweizer. Keine, die hier geboren und aufgewachsen sind.

Wie viel Schweiz in dieser Schweizer Mannschaft stecke, diese Frage verbiete sich, schreibt Köppel – eine rhetorische Floskel, denn er hat die Frage längst beantwortet. Fast nichts mehr. Denn für Köppel gilt: Wer Schweizer ist, bestimme ich! Für Köppel entscheidet, egal, was die Gesetze sagen, die Herkunft, nicht der Pass. Wenn er, der gern mit welthistorischer Kelle austeilt, den «zivilisatorischen Fortschritt» lobt, dass in den Stadien nicht mehr getötet, sondern nur noch getschuttet wird: Dann ist es ein zivilisatorischer Rückfall, eingebürgerten Schweizern ihre Zugehörigkeit wieder abzusprechen.

Das ist ein Abstieg in die Niederungen eines Le Pen oder Gauland. Das grenzt an Rassismus. Eine «reinrassige» Nati – das will aber wohl nicht einmal die «Weltwoche». Denn da gäbe es nichts mehr zu jubeln.