Wenn es raucht und (nicht mehr) «brätscht»

Oltner Tagblatt: Gäutier

Beunruhigt…

…und irritiert äusserte sich das Mieschfraueli über die Neonazi-Fete in Unterwasser im Toggenburg. «Wie konnten rund 5000 Rechtsextreme unbemerkt an diesen kleinen Ort gelangen?», seufzte es. Auch das Gäutier war sichtlich aufgewühlt: «Müssen wir jetzt damit rechnen, dass sich auch andere Extremisten, vielleicht sogar Terroristen, in unserem Land unbemerkt (ver)sammeln können!?» Das Ereignis werfe Fragen zum Grenzschutz und zum Nachrichtendienst in der Schweiz und in den Nachbarländern auf. «Es muss immer zuerst etwas passieren, bevor über die Instrumente des Staatsschutzes nachgedacht wird», ereiferte sich das Mieschfraueli. «Halt, sichern!», entgegnete das Gäutier, «Fragen sollen gestellt und beantwortet werden, doch alles vernunftgesteuert mit kühlem Kopf.» Es sei zu verhindern, «dass Hitzköpfe zu Mitteln greifen, die unsere Freiheit bedrohen». Das Mieschfraueli stimmte kopfnickend zu und sinnierte: «Sicherheit und Freiheit sind Zwillinge, die nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.»

Zurück…

…nach Unterwasser, das zur sankt-gallischen Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann, dem zweithöchsten Dorf im Toggenburg, gehört. Diese Kommune habe auch schon für bessere Schlagzeilen gesorgt, betonte das Gäutier. Das Mieschfraueli wurde ganz Ohr und wartete gespannt die weiteren Ausführungen des Gäutiers ab. «Unser Goldjunge, der Skispringer Simon Ammann, ist nämlich in Unterwasser aufgewachsen, und er ist Ehrenbürger von Alt St. Johann», wusste das Gäutier zu berichten. Mit seinen beiden Doppelolympiasiegen von Salt Lake City 2002 und Vancouver 2010 habe Simon Ammann Ehre für unser Land im Allgemeinen sowie für Unterwasser und das Toggenburg im Speziellen eingelegt. Aufgrund dieser Information machte das Mieschfraueli spontan einen Vorschlag: «Simon Ammann soll zu einer Megaparty nach Unterwasser einladen und so die braune Fete vergessen lassen – mit fröhlicher Volksmusik statt Hardcore-Rechtsrock.»

Merkwürdiges…

…bzw. Unverständliches ereigne sich auch vor unserer Tür, brummte das Gäutier. Es kann zum Beispiel nicht verstehen, wie der Brandstifter der ehrwürdigen St.-Ursen-Kathedrale im Untersuchungsgefängnis Olten Feuer legen konnte. «Womöglich hat man dem Pyromanen zu Therapiezwecken ein paar Zündhölzer oder ein Feuerzeug mit in die Zelle gegeben», lästerte das Mieschfraueli hämisch grinsend. «Nein, es war nur ein harmloser Wasserkocher, den der Tüftler als Hitzequelle nutzen konnte», entgegnete das Gäutier stirnrunzelnd. Es frage sich nur, so das Mieschfraueli weiter, wer nun für den Schaden von mehreren tausend Franken aufkommen müsse. Diese paar Tausender sind laut Gäutier nur Peanuts gegenüber den finanziellen Aufwendungen, die sich der Kanton Aargau leiste, dass der mutmassliche Vierfachmörder von Rupperswil in Untersuchungshaft nicht Selbstmord begehen könne: «52000 Franken pro Monat.» Ein mutmasslicher Vierfachmörder, der die Öffentlichkeit so viel «Kies» kostet – das wäre Stoff für eine nächste «Volksjustiz-Sendung» im Fernsehen, meinte das Mieschfraueli kopfschüttelnd.

Eine gute Story…

…im Sinne einer Familiensaga ergäbe auch eine andere «Kiesgeschichte», schnaubte das Gäutier: «Die Geschichte über die Familie Wyss und ihr Kieswerk in Härkingen, das diese Woche an einen Konkurrenten verkauft wurde.» Damit gehe eine 57-jährige Firmengeschichte zu Ende. Der alte Paul «Brätsch» Wyss würde sich im Grabe drehen, konstatierte das Mieschfraueli. Dieser habe nämlich 1959 im Alter von 63 Jahren das Unternehmen gegründet. Und dessen Nachfahren würden nun im gleichen Alter oder noch jünger das Familienunternehmen verkaufen, um beruflich kürzertreten und mit einem Schübel Geld in Pension gehen zu können. «Offenbar sind nicht alle ‹Brätsch’s› aus dem gleichen Holz geschnitzt», frotzeltes’Gäutier