Rechtsradikale sorgten bei Sommerfesten für rote Köpfe

Südostschweiz

In diesem Sommer häuften sich Probleme mit Rechtsradikalen an diversen Sommerfesten. Die glatzköpfigen Radaubrüder mischten Feste und sogar Vereinstreffen auf – ausser dort, wo die Polizei vor Ort war.

Von Samuel Trümpy

Vor gut einem Monat störten rechtsextreme Jugendliche ein Fest bei Ob- stalden. Sie seien zu Fuss gekommen, kahlrasiert mit Springerstiefeln und schwarz gekleidet. Zu trinken brachten die Nazi-Skins gleich selber mit: Einige Flaschen Alkohol hätten sie dabei gehabt. Die rund zehn, zum Teil Minderjährigen hätten Nazi-Parolen gerufen, berichtete ein Besucher später. Als dann einer der braunen Trunkenbolde mitten auf den Festplatz urinierte, riss der Geduldsfaden einiger Festbesucher: Es kam zu Ausschreitungen und «wüsten Szenen», so wurde der Ausgang des Festes beschrieben. Die alarmierte Polizei erteilte den Organisatoren des Festes eine Absage: Die Strasse sei zu steil für das Streifenfahrzeug, so die Beamten. Später begründete die Polizei das Nicht-Eingreifen bei der Prügelei mit einem gemeldeten Diebstahl. Dieser hatte für die Kantonspolizei offenbar Priorität. Andere haben provoziert

Auch am Cheferfest, organisiert von der Glarner Landjugend, sind die unheimlichen Patrioten aufgetaucht: Stefan Hämmerli, Präsident der Glarner Landjugend, sieht das Problem aber nicht bei den Rechtsextremen: «Sie haben sich aber eigentlich ruhig verhalten. Das Problem war eher, dass die übrigen Festbesucher angefangen haben zu provozieren», so Hämmerli. Dadurch sei es zu kleineren Auseinandersetzungen gekommen – es sei jedoch nichts

Gröberes passiert.

Jedes Jahr kämen Leute aus der rechten Szene an das Fest. «Im letzten Jahr gab es aber gar keine Probleme, vor zwei Jahren schon eher», sagt Hämmerli. Und weiter: «Erstaunlicherweise kommen sie immer nur am Freitag. Am Samstag ist selten jemand aus der rechten Szene zu sehen.» Auch er bedauert die Vorfälle. «Eher würden wir das Fest abblasen, als wegen solchen Ausschreitungen Sicherheitspersonal anstellen zu müssen.»

Erhöhter Alkoholkonsum als Grund

Auch am Oberseefest in Näfels Ende August sorgten Glarner Nazis für Radau: «Etwa fünf Personen aus der rechten Szene fingen an herumzugifteln und gingen dann auf Festbesucher los», erzählt Alfred Fischli, Präsident des Einschellervereins Grosstal Näfels, welcher das Fest jedes Jahr organisiert. Der Konflikt habe sich dann aber von alleine gelöst und die Polizei musste nicht aufgefordert werden.

Alfred Fischli sieht den Grund für die Ausschreitungen auch im erhöhten Alkoholkonsum. «Wenn es aber weiter so gehen sollte, müsste man schon fast einen Securitas anstellen, was schon bedauerlich ist.»

Mit Nazis schlechte Stimmung

Ganz wüst waren die Szenen bei der Weesener Beachparty: Ungefähr zehn Rechtsextreme sind an dem Fest vor vier Wochen aufgetaucht und hätten für Unmut gesorgt, so OK-Mitglied Jürg Schaufelberger auf Anfrage. «Gegen drei Uhr morgens fingen sie an, Leute zu provozieren, worauf es zu einer Auseinandersetzung mit den Sicherheitsleuten kam», berichtet Schaufelberger. Nachdem sich etwa neun Sicherheitsleute dem Problem stellten, seien die Unruhestifter glücklicherweise wieder gegangen. Einer habe zwar noch versucht, eine Festbank gegen einen Securitas zu schleudern, sei aber zu langsam gewesen. Zu Verletzungen sei es nicht gekommen und auch die Besucher selber seien nicht von den Ausschreitungen betroffen gewesen, fügt Schaufelberger an. Er bedauere solche Vorfälle: «Wären diese Leute nicht, könnte man sich einiges an Sicherheitspersonal sparen.» Es führe auch zu einer schlechten Stimmung an dem sonst sehr friedlichen Fest. «Sobald eine solche Gruppe präsent ist, verschlechtert sich die Stimmung sofort.»

In Ennenda friedlich geworden

Übers Wochenende findet die Ennendaner Chilbi statt. An dieser gab es schon in vergangenen Jahren Ausschreitungen mit Leuten rechter Gesinnung. «Wir haben wie letztes Jahr eine Sicherheitsfirma angestellt, die mit zwei Patrouillen für die nötige Ruhe sorgen wird», so Gemeindepräsidentin Käthi Meier. «Uns ist die Problematik bekannt. Letztes Jahr gab es aber keine Probleme.» Sicherlich auch dank dem entsprechenden Aufgebot von Sicherheitspersonal.