Rechtsextreme Glatzköpfe feierten am Samstag in der

NeueZürcherZeitung

Mehrzweckhalle von Unterengstringen.

Von Peter Johannes Meier

verwirrterNazikopf Ein Skinhead aus einer Nachbargemeinde hatte den Gemeindesaal offiziell für ein Konzert gemietet. „Wir wussten nicht, wer hinter der Veranstaltung steckt“, sagte am Sonntag Willy Haderer, Gemeindepräsident von Unterengstringen. „Sonst hätten wir die Mehrzweckhalle sicher nicht vermietet. Das gilt für alle extremistischen Gruppen, ob links oder rechts.“ Der den Behörden bekannte Organisator soll jetzt für Sachbeschädigungen in der Halle zur Verantwortung gezogen werden.

Gegen 400 Neonazis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz folgten am Samstag dem Ruf ins Zürcher Limmattal. Zu Bier und Würsten spielten rechtsextreme Bands auf. Alles war bis ins Detail organisiert: Ein eigener Sicherheitsdienst wies die Autos auf den Parkplatz ein, die Chauffeure ruhten sich aus, verzichteten auf die Party, um nach dem Konzert nicht wegen Blaufahrens in einer Polizeikontrolle hängen zu bleiben. Nach zwei Uhr zogen die Skins wieder ab.

Die Kantonspolizei hatte das Treffen während der ganzen Zeit beobachtet. Da es zu keinen rassistischen Übergriffen oder Ruhestörungen gekommen sei, habe man aber nicht einschreiten müssen, sagte Polizeisprecher Karl Steiner. „Wir haben auch eine Kontrolle im Saal durchgeführt. Es gab weder verbotene Embleme, noch lag Propagandamaterial auf.“ Die Zürcher Kantonspolizei hatte bereits im Vorfeld Hinweise auf ein geplantes Skinhead-Treffen erhalten. „Wir wussten aber nicht genau, wo es stattfinden wird“, sagte Steiner.

167 Skins in Wettingen kontrolliert

Unheimliches spielte sich bereits ab 17 Uhr im aargauischen Wettingen ab. Beim Bahnhof trafen sich gegen 200 in Autos angereiste Skins, um von dort später nach Unterengstringen zu fahren. Die Ansammlung fiel auch Passanten auf, die sich bei der Polizei meldeten. Die Aargauer Kantonspolizei kontrollierte darauf 167 Personen und deren Fahrzeuge. Dabei wurde eine Hakenkreuzfahne konfisziert. „Für weitere Massnahmen gab es aber keine rechtliche Grundlage“, sagte der Aargauer Polizeisprecher Werner Schälkli. Die Polizei orientierte darauf die Zürcher Kollegen.

Das Vorgehen der Skinheads entspricht dem bekannten Muster: Der Saal wird auf Grund ungenauer oder falscher Angaben gemietet. Das nächste Treffen findet dann in einer anderen Gemeinde, meist in einem Restaurantsaal, statt. „Wir sind über den Tisch gezogen worden“, gab Jürg Engeli, Gemeindeschreiber in Unterengstringen, zu. Man werde sich aber Gedanken machen, wie man einen solchen Missbrauch künftig vermeiden könnte. „Sicher werden wir genauere Angaben über die Art der geplanten Veranstaltungen verlangen“, sagte Engeli.

Einen sicheren Schutz bietet das natürlich nicht. Skinhead-Treffen sind in anderen Fällen auch schon als Heimatliederabend oder Geburtstagsfeier verkauft worden. Mehrere Hundert Neonazis hatten sich dieses Jahr bereits am 12. Mai in Mühlheim TG und am 3. Februar in Mels SG getroffen.