Rechte Rache: Fotografen ins Netz gestellt

Blick

Sie haben 241 Neonazis fotografiert und ins Internet gestellt. BLICK fand einen der beiden deutschen Antifaschisten.

Es ist eine ebenso massive wie umstrittene Aktion gegen die Schweizer Neonazi-Szene: 241 Rechtsextremisten wurden bei einem Marsch in Sempach LU abgelichtet und im Internet mit grossen Bildern an den Pranger gestellt (im BLICK).

Wie sich nun herausstellt, wurden die braunen Kameraden schlicht übertölpelt. Von ihrem politischen Erzfeind: Linksextremen.

BLICK hat einen der Aktivisten gefunden. Er gehört zur «Autonomen Antifa» im deutschen Freiburg, will aber anonym bleiben. «Wir haben uns in Sempach als Journalisten ausgegeben», erzählt er. Die beiden Deutschen gaben an, wohlwollend zu berichten. Und erschleichen sich so das Vertrauen der Neonazis. «Wir konnten die ganze Zeit auf und ab laufen und fotografieren.» Teils winken die Neonazis sogar freudig in die Kamera.

Doch mittlerweile stehen die «Polit-Paparazzi» selbst am Pranger. Und müssen Rachekommandos fürchten. Denn die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) veröffentlichte prompt Fotos von ihnen im Internet. «Wir wussten, dass wir gegenfotografiert worden sind, und waren uns des Risikos bewusst», sagt der Freiburger. «Aber das war uns die Sache wert.»

Denn die Aktion hat einen ernsten Hintergrund: Letzten Sommer gab es einen Anschlag auf das «Antifa Festival» in Bern. Nur weil der Sprengsatz in der Halle entdeckt wurde, gab es keine Verletzten. Die Gefährlichkeit der Neonazis werde in der Schweiz unterschätzt, sagt der deutsche Antifaschist. «Dagegen haben wir ein Zeichen setzen wollen.»

Vorwürfen, es seien auf den Fotos auch Unbeteiligte zu sehen, widerspricht er. «Das ist Quatsch! Wir haben einen hohen Qualitätsstandard. Solche Fehler würden uns nur unglaubwürdig machen.»

So war dies nicht die erste Aktion dieser Grössenordnung der Autonomen Antifa: «In Frankfurt haben wir mal 632 Neonazis geoutet. Da war nicht ein Fehler dabei.» Dennoch ist die Gruppe mit ihrer Aktion in Sempach besonders zufrieden: «Schauen Sie sich die Fotos an. Wir werden immer besser!»

Schweizer Datenschützer betonen, dass die Publikation der Fotos rechtlich kein Problem sei. Die Aktion sei dennoch heikel: Politische Einstellungen der Fotografierten könnten sich ändern. Die Bilder sind dann aber immer noch im Internet.

Angeprangert

Die beiden Fotografen – Antifaschisten – wurden jetzt von den Neonazis auch ins Netz gestellt.

«Schauen Sie sich die Fotos an. Wir werden immer besser.»