Mutmasslicher Neonazi im Aargau verhaftet

SonntagsZeitung vom 22.07.2012

26-Jähriger soll Hauptverantwortlicher eines rechtsextremen Internetradios sein Unterzeile für den Auftakt.

Baden In einer gross angelegten Aktion ist den deutschen Behörden letzte Woche ein Schlag gegen ein rechtsextremes Internetradio gelungen. In mehreren deutschen Bundesländern und in der Schweiz wurden insgesamt 14 Wohnungen durchsucht.

Nun zeigt sich, dass die Spuren des 26-jährigen Hauptverdächtigen in den Kanton Aargau führen. Lars Fischer vom Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt sagt: «Die Durchsuchung in der Schweiz fand im Kanton Aargau statt, wo der Beschuldigte wohnhaft ist.» Beim koordinierten Vorgehen habe die Kantonspolizei Aargau, Abschnitt Baden, mitgewirkt. Während der Dauer der Aktion sei ebenfalls die Staatsanwaltschaft Aargau zugegen gewesen. Die beschlagnahmten Gegenstände, darunter Computer, Datenträger und rechtsextremes Propagandamaterial, befänden sich noch bei den Schweizer Behörden.

Elisabeth Strebel, Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft Aargau, bestätigt die Angaben der deutschen Behörden: «Die Staatsanwaltschaft Halle hat bei uns ein internationales Rechtshilfeersuchen eingereicht.» In diesem Zusammenhang sei für die Staatsanwaltschaft Halle eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden. Allfällige Strafverfahren werden aber nicht von der Staatsanwaltschaft Aargau geführt.

In Naziforen ist die Rede vom Radiosender Heimattreu

Der 26-jährige Deutsche wurde letzte Woche verhaftet und zunächst vorläufig festgenommen. In der Zwischenzeit hat die Staatsanwaltschaft Halle einen Haftbefehl gegen ihn erlassen. Er soll seit Jahren der Hauptverantwortliche des Radiosenders sein, dessen Name aus ermittlungstechnischen Gründen nicht genannt wird. Gemäss Hinweisen aus Naziforen im Internet soll es sich um den Radiosender Heimattreu handeln.

Dem Mann wird vorgeworfen, zu gewalttätigen Übergriffen gegen Ausländer, Juden und Menschen anderer Hautfarbe aufgerufen zu haben. Ferner hätten Moderatoren Ausländer in menschenverachtender Weise beschimpft, den Holocaust geleugnet und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft verherrlicht.

Zehn weitere Personen im Alter von 17 bis 46 Jahren aus verschiedenen deutschen Bundesländern werden der Mittäterschaft verdächtigt.