Marco Rima provoziert erneut – «Blackfacing ist nichts Schlimmes»

20 Minuten. Marco Rima provoziert in seinem neuesten Musikvideo erneut. Darin tritt er mit schwarz gefärbtem Gesicht, mit Rastas oder als indigener Häuptling auf.

Darum gehts

  • Der Komiker und Kabarettist Marco Rima fiel während der Corona-Pandemie mit kritischen Äusserungen gegenüber den Massnahmen des Bundes auf. 
  • In seinem neuesten Musikvideo provoziert Rima mit Blackfacing und indigener Verkleidung.  
  • Er zeigt sich darin als Indigener, als Mann mit Rastas oder malt sich schwarz an.
  • Er fördere damit den Dialog, sagt Rima.
  • Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus bezeichnet dies als unangebracht und geschmacklos. 

In den letzten knapp drei Jahren machte der umstrittene Schweizer Kabarettist Marco Rima vor allem als Corona-Massnahmen-Skeptiker von sich zu reden: So wetterte er immer wieder gegen die Impfung und liess sich aufgrund der Corona-Massnahmen auch an der Schweizer Regierung aus.

Dies, obwohl er selbst drei Tage auf der Corona-Station lag. Trotzdem verschaffte sich Rima in SVP- und Skeptikerkreisen damit Gehör.

Blackfacing im Video

Nach dem Abklingen der Pandemie liess Rima kaum Zweifel an seiner politischen Ausrichtung aufkommen. So trat er im Januar 2023 bei der SVP-Delegiertenversammlung in Suhr AG auf und sagte: «Ich persönlich glaube, dass man in diesem Land nur noch die SVP wählen kann.»

Wie es scheint, hat der gebürtige Winterthurer nicht nur Gefallen an der SVP gefunden, sondern daran, gesellschaftspolitische Themen aufzunehmen und in provozierender Form wiederzugeben. In seinem neuesten Musikvideo mit dem Titel «Zehn kleine Klimakleber…» zeigt sich Rima verkleidet als Indigener mit Federschmuck, mit einer Rastalocken-Perücke oder als Mann mit schwarz geschminktem Gesicht – ein sogenanntes «Blackfacing» (siehe Box).

Musikvideo spaltet die Gemüter

Doch damit nicht genug: Das neueste Lied Rimas kommt in einem Zählreim daher und spiegelt das rassistische und diskriminierende Lied über zehn schwarze Menschen wider, die im Laufe des Liedes sterben oder verschwinden. Im Songtext selbst macht sich Rima über Klimaaktivisten lustig.

Im Internet spalten sich die Ansichten über den neuesten Streich des Komikers. Finden die einen es lustig und plädieren in den Youtube-Kommentaren dafür, den Humor nicht zu verlieren, geht es anderen zu weit. «Wie tief kann man sinken? Er hat wohl gemerkt, dass er nur noch von rechts ein paar müde Lacher einfahren kann», schreibt ein User auf Twitter beispielsweise.

Rima sagt, er wolle den Dialog fördern

Dass er Leute mit seinem Musikvideo vor den Kopf stosse, sei sich Rima bewusst, sagt er zu 20 Minuten. Er finde das sogar gut: «Als Komiker und Kabarettist ist es meine Aufgabe, Dinge auch mal auf die Schippe zu nehmen. Dass ich damit provoziere, weiss ich.»

Rima doppelt nach und verharmlost das «Blackfacing»: «Blackfacing ist für mich nichts Schlimmes», sagt der Komiker. Er plädiert dafür, dass «Blackfacing» weiterhin möglich sein müsse, ohne als Rassist dargestellt zu werden. «Die Gesellschaft bildet sich gleich eine Meinung und erhebt dann einen Vorwurf. Im Vergleich zu anderen bin ich sogar weniger provokativ», sagt Rima. Und er fügt hinzu: «Anders zu sein, ist doch wahnsinnig schön.»

Die heutige Gesellschaft sei eine Empörungsgesellschaft, bei der es nur richtig oder falsch gebe. Einer Gesellschaft tue dies nicht gut. «Mit meiner Provokation fördere ich einen Dialog – und das ist wichtig.»

«Geschmacklos und unangebracht»

Anderer Meinung ist die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR). Laut ihr provoziert das Video und vermischt auf seltsame Art und Weise Kritik an zwei unterschiedlichen Debatten. «Dabei spielt Rima auch mit rassistischen Darstellungen», sagt Giulia Reimann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der EKR.

Black- und Redfacing haben laut der EKR einen rassistischen Ursprung, da weisse Menschen damit schwarze oder indigene Menschen ins Lächerliche gezogen und überzeichnete, negative Vorurteile verbreitet haben. «Auch heute werden mit Black- und Redfacing rassistische Stereotype verbreitet und es ist deshalb geschmacklos und unangebracht», so Reimann abschliessend.


Blackfacing

Der Begriff «Blackfacing» beschreibt die Repräsentation von schwarzen Menschen durch weisse Personen mithilfe von Schminke, sodass eine schwarze Haut nachgeahmt wird. «Blackfacing» wird als rassistisch angesehen, da es die diskriminierenden Erfahrungen von schwarzen Menschen untergräbt, während das eigene Vergnügen in den Vordergrund gestellt wird.
Quelle: gra.ch