Klage gegen Band Amok

SonntagsZeitung: Die Toten Hosen sehen ihre Urheberrechte verletzt

Düsseldorf/Zürich Der Gitarrist schrummt ein paar Akkorde, ein Mann singt mit rauer Stimme ins ­Mikrofon: «An einem Tag wie diesem holen wir uns das Reich zurück.» Die Vorfreude in der Neonazi-Szene ist gross. Die rechtsextreme Schweizer Band Amok hat auf der Webseite ihrer Plattenfirma Front Records neue Songs online gestellt.

Für wenig Begeisterung sorgen die Lieder bei der deutschen Punkband Die Toten Hosen. Einer der Songs ist musikalisch eine Kopie des Toten-Hosen-Songs «Tage wie diese». Arrangement und Melodie sind identisch. Der Text aber wurde für das Amok-Zielpublikum umgeschrieben. Handelt das Stück im Original davon, einen Moment zu zelebrieren, geht es in der Amok-Version um den Aufmarsch zu ­einer Prügelei.

Die Toten Hosen sehen ihre Urheberrechte verletzt und haben eine Unterlassungsklage eingereicht. Will heissen: Die Veröffentlichung des Songs soll ­gestoppt werden. Das bestätigt Daniela Wigbels von ­Jochens Kleine Plattenfirma, dem Label der Düsseldorfer Band um Sänger Campino.

Bei Front ­Records wähnt man sich auf der sicheren Seite. In ­einer Stellungnahme schreibt die Plattenfirma, dass der beanstandete Song nicht auf der neuen Amok-CD «Lumpenpack von Bern» erscheinen wird. Bei den auf CD erscheinenden Songs wie «Linke ­Fotzen» und «Gewalt der Schönheit» handle es sich um Eigenkompositionen. Bei den Toten Hosen lässt man das nicht gelten. Man wolle «alle rechtlichen Mittel aus­schöpfen», um gegen die Band vorzugehen, schreibt Wigbels.

Dass die Toten Hosen sich dagegen wehren, in die Nähe von Amok gerückt zu werden, ist nicht erstaunlich. Amok sind einschlägig bekannt. In einem früheren Song texteten sie über den Extremismusbeobachter Hans Stutz: «Du musst dich nicht wundern, wenn ein Messer in deinem Rücken steckt.»

Sänger Kevin G. ist wegen Drohung, Rassendiskriminierung und Waffenbesitz vorbestraft. Ersatz­bassist Alex G. organisiert Nazi-Konzerte in ganz Europa. Für Empörung sorgte ein antisemitischer Zwischenfall Anfang Juli. Kevin G. soll einen Juden in Zürich-Wiedikon attackiert und bespuckt haben. Die Polizei ermittelt.