Hooligans wollten Reitschule stürmen

Der Bund

STADT BERN / Basler und Berner Hooligans hatten es nach dem Match YB-Basel auf die Reitschule abgesehen, welche von der Stadtpolizei erfolgreich abgeriegelt wurde. Bei der Meisterfeier im Neufeldstadion entstand hoher Sachschaden.

ruk. Jetzt gibt es keine Zweifel mehr, wo die Basler Hooligans ihre ganz persönliche Meisterparty veranstalten wollten. Das Objekt der Begierde war die Reitschule, wie einer Pressemitteilung der Stadtpolizei von Mittwochnacht zu entnehmen ist. Den Besuchern des autonomen Kulturzentrums sollte wie schon nach dem Meisterschaftsspiel YB-Basel am 3.November 2001 eine Abreibung verpasst werden. Damals bewarfen 100 bis 200 Personen aus dem Umfeld des FC Basel die Reitschule mit Steinen, Flaschen und Bauabschrankungen.

Die Stadtpolizei Bern durchschaute die Absichten der schätzungsweise 300 Basler Hooligans, als sich diese im Anschluss an die erste improvisierte Meisterfeier im Stadion Neufeld unter die Fans mischten, die sich via Neubrückstrasse Richtung Bahnhof begaben. In aller Eile wurde ein Teil der Einsatzkräfte zum Henkersbrünnli verschoben. Dort gelang es den Beamten in Kampfmontur, die Vorhut zu stoppen und zum Bierhübeli zurückzudrängen. Die Basler Hooligans, die in der Zwischenzeit auf die Unterstützung ihrer Berner Rivalen (!) zählen konnten, gaben jedoch noch nicht klein bei. Einzelne Gruppen hätten immer wieder versucht, auf Schleichwegen zur Reitschule zu gelangen, erklärte Pressesprecher Franz Märki gestern auf Nachfrage. Die Mühe war vergebens: Wo immer gewaltbereite Hooligans versuchten, bis zum Kulturzentrum vorzudringen, stellten sich ihnen früher oder später erfolgreich Uniformierte in den Weg.

Den meisten Basler Hooligans wurde das Katz-und-Maus-Spiel irgendwann zu bunt. Laut einem Beamten des Nachrichtendienstes zogen sie nach 22 Uhr von dannen. Nicht so die Berner: Via Grosse Schanze Hirschengraben marschierten nochmals zirka 100 Hooligans Richtung Bollwerk. Dort erwartete sie ein starkes Polizeiaufgebot. 23 Personen wurden angehalten und zur Überprüfung der Personalien in die Kaserne am Waisenhausplatz gebracht. Laut Märki kamen sie alle «aus dem Raum Bern».

Gegen 23 Uhr war der Hooligan-Spuk vorbei. Aus der sonst polizeikritischen Reitschule waren gestern eher ungewohnte Töne zu hören. Die Polizei habe gute Arbeit geleistet, war von mehreren Seiten zu vernehmen.

Teure Basler Meisterfeier

ruk. Augenschein im Neufeldstadion: Die Spuren der ausgelassenen und teilweise überbordenden Meisterfeier vom Vorabend sind nicht zu übersehen. Die Tür beim Kabineneingang ist eingetreten. Der Rasen ist mit Löchern durchsetzt, bei einem Tor fehlt das Netz, beim andern ist die Netzbefestigung am Boden arg verbogen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden die beiden Spielerbänke: Die Plexiglasüberdachung ist teilweise zerbrochen, die Nackenstützenkissen sind verschwunden, ein paar Sitze haben Schieflage. Für Platzwart Beat Biedermann bewegen sich die Schäden «im Rahmen des Erwarteten». Bis zum nächsten Match würden der Rasen und das Tor wieder in Ordnung sein, erklärt er.

YB-Geschäftsführer Fredy Bickel hat für das Zerstörungswerk nach dem Abpfiff kein Verständnis. «So etwas habe ich bei einer Meisterfeier noch nie erlebt. Es gab doch keinerlei Grund zu Aggression.» Laut Bickel bewegt sich die Schadensumme «im hohen fünfstelligen Bereich». Für die Schäden muss wahrscheinlich der FC Basel geradestehen. Das Nationalligareglement besagt, dass jeder Verein für das Verhalten seiner Fans zuständig ist.