Hausarrest für Hooligans

Der Bund / Von Andreas Windlinger

BERN · Das Bundesamt für Sport und der Inlandgeheimdienst planen ein Sieben-Punkte-Gesetzespaket, um besser gegen gewalttätige Sportfans vorgehen zu können. Der brisanteste Vorschlag: Hooligans, die bereits einmal negativ aufgefallen sind, sollen bei gewaltgefährdeten Anlässen eine «Aufenthaltsverpflichtung» erhalten. Sie müssten bei bestimmten Matches – wie heute beim Spiel des FC Basel beim FCZ – zu Hause bleiben oder der Polizei ihren Aufenthaltsort melden. Zudem schlagen die beiden Bundesstellen vor, eine gesetzliche Handhabe zu schaffen, um Hooligans künftig von sämtlichen Schweizer Stadien auszusperren. Geplant ist auch eine erleichterte Videoüberwachung in Sportstadien und ein Ausreiseverbot für Schweizer Hooligans. Schliesslich soll der Erlass von Einreisesperren für ausländische Hooligans vereinfacht werden.

Die Schweiz will sich auch für die Fussball-EM 2008 wappnen

Eine bereits aufgegleiste Massnahme im Sieben-Punkte-Programm ist die Schaffung einer Hooligan-Datenbank; das Gesetz ist in der Vernehmlassung. Die übrigen Massnahmen hat der Bundesrat am 14. März in einer Informationsnotiz zur Kenntnis genommen, wie der Direktor der Bundesamts für Sport, Heinz Keller, bestätigt. Bis im Sommer wollen Keller und Urs von Däniken, der Leiter des Inlandgeheimdienstes, detaillierte Gesetzesvorschläge unterbreiten.

Keller war von Schmid im Frühjahr 2001 als Leiter einer Expertengruppe eingesetzt worden, nachdem es bei einem Fussballspiel in Basel und beim Eishockey-Finale in Lugano zu Krawallen gekommen war. Als er vor einem Jahr mögliche Massnahmen vorstellte, war er noch davon ausgegangen, die meisten könnten ohne Gesetzesänderungen eingeführt werden. Nun sind doch Gesetze nötig. «Wenn möglich bis 2006» sollen diese in Kraft treten, sagt Keller, «damit sie im Hinblick auf die Fussball-Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich wirksam sind.»

Das erste Echo auf das Gesetzespaket ist positiv. «Ich begrüsse derartige Massnahmen sehr», sagt Simon Schenk, Sportchef des Eishockeyklubs ZSC Lions. Der ZSC ist vom Problem des Hooliganismus selbst massiv betroffen: Bei den Playoff-Halbfinalspielen gegen Lugano im März lieferten sich gewalttätige Fans Strassenschlachten mit der Polizei. Aber auch im Fussball ist Gewalt weiterhin ein Problem. So randalierten in Zürich vor einer Woche englische Fans vor dem Spiel gegen Liechtenstein.

«Eine Busse kommt billiger als ein Sicherheitsdispositiv»

Mitschuldig am Hooliganismus seien auch die Vereine, weil sie zu wenig für die Sicherheit täten, sagt Christoph Vögeli, Leiter der Zentralstelle für Hooliganismus bei der Zürcher Stadtpolizei. «Heute sagen sich die meisten Klubs: Eine Busse wegen Ausschreitungen kommt uns billiger zu stehen als ein umfassendes Sicherheitsdispositiv.» Vögeli schlägt deshalb vor, dass die Klubs auf den Spielerlöhnen einen «Lohnabzugsbestandteil für Sicherheit» einführen, ähnlich wie die Abzüge für die AHV. Davon will ZSC-Sportchef Schenk allerdings nichts wissen. Krawalle gebe es auch an Demonstrationen, und dort müssten die Organisatoren auch nicht für die Sicherheitskosten aufkommen, sagt Schenk.