Hammerskins Schweiz weiter aktiv

Heute Morgen wurden die Hammerskins in Deutschland vom Innenministerium verboten. 

Durch die ausgiebige Recherche des Exif Kollektivs (Das geheime Netzwerk der Hammerskins) zu den europäischen Hammerskins, konnte bereits aufgezeigt werden, wie umtriebig die sich selbst als Elite der Neonazi-Bewegung verstehende Hammerskin Nation noch immer ist.

In der Schweiz traten die Hammerskins in den letzten Jahren nur noch selten in der Öffentlichkeit auf. Auch das 30-jährige Bestehen der Schweizer Hammerskins SHS wurde 2020 nur im privaten Rahmen gefeiert. Trotzdem blieb das Netzwerk aktiv. Mit dem klandestinen Bund Oberland BO rund um den bei Interlaken wohnhaften Mario Friso, verfügt die SHS immer noch über eine im rechtsextremen Millieu warnehmbare Plattform. Der BO veranstaltet regelmässig Stammtische, Infoveranstaltungen und kulturelle Anlässe im Berner Oberland. Diese internen Anlässe stärken die Verbindung unter den Mitgliedern und dienen der Auswahl neuer Brüder.

Nicht nur in der Schweiz, auch auf dem internationalen Parkett werden die geknüpften Beziehungen weitergeführt. Das Schweizer Chapter (Die Ersten in Europa – das „Motherchapter“ der HSN, die «Schweizer Hammerskins») blieb eine wichtige Referenz für die europäische Hammerskin Nation. Nicht zuletzt auch aufgrund einer Immobilie im Tessin, welche der Bruderschaft gehört. Der vom St. Galler Reto Wäckerlig vertretene Tarnverein „Freunde der Freizeit“ verfügt seit 2015 über ein Clubhaus in Piotta TI, welches von den Neonazis genutzt wird. So verbrachten auch immer mal wieder Deutsche Hammerskins ihre Ferien im Tessin. Gut möglich, dass nach dem Verbot das Haus noch häufiger genutzt wird.

Als Ansprechsperson für das Haus im Tessin fungiert die in Luzern wohnhafte Anja Bürki. Anja hiess früher Miriam Anja Gosztola und hält den Hammerskins seit den Neunzigern die Treue. So sind die SHS beliebte Gastgeber für Neonazis aus ganz Europa. Nicht zuletzt, weil ihnen repressionstechnisch hierzulande noch immer höchstens ein lauer Wind entgegen bläst.

Exemplarisch ist die Biographie von Malte Redeker: Der heutige Chef der europäischen Hammerskins studierte an der HSG in St. Gallen und war Mitglied des Schweizer Hammerskin Chapters. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er zu einer der prägendsten Figuren der deutschsprachigen Neonazi-Szene. Er ist ein grosser Player im Geschäft mit Rechtsrock und steht hinter dem Neonazi-Kampfsportlabel Kampf der Nibelungen KDN.Nicht zuletzt durch seine HS-Verbindungen in die Schweiz, konnte er sich den Vertrieb der Schweizer Rechtsrockband Amok sichern.

Auch der Rechtsrock in der Schweiz wurde lange von den Hammerskins geprägt. Mittlerweile ist aber nur noch die Band Vargr i Veum um den Thurgauer Hansjörg Felber aktiv. Felber wechselte vor einigen Jahren zum deutschen Bayern Chapter und ist somit direkt vom Verbot der Hammerskins in Deutschland betroffen.

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