Friedlicher Fackelzug gegen Gewalt

Der Bund

LANGENTHAL

/ Am Samstagabend versammelten sich beim Bahnhof Langenthal mehrere hundert Menschen, um mit einem Fackelzug auf die Gewalt im Oberaargau zu reagieren. Anlass für die Kundgebung gaben die Gewaltakte Rechtsextremer vor drei Wochen: Damals wurde das autonome Langenthaler Jugendkulturzentrum (LaKuZ) stark beschädigt.

sah. Samstagabend um halb sieben Uhr: Auf dem Bahnhofplatz in Langenthal versammeln sich mehrere hundert Menschen. Unter ihnen sind zahlreiche Teenager, aber auch Eltern mit kleinen Kindern sowie viele ältere Paare. Fast alle

halten Fackeln in den Händen. Etwas abseits steht eine kleinere Gruppe, die sich dem «Bündnis gegen Rechts» zuordnen lässt. Die meisten von ihnen sind schwarz gekleidet, nicht wenige sind vermummt. Ein gemischtes Publikum also. Doch alle Anwesenden haben das gleiche Ziel: Sie sind gekommen, um mit einem Fackelzug auf die Gewalt in ihrer Region, und im Speziellen auf die Ereignisse vom 21. September, zu reagieren. Damals hatte eine Gruppe von rund 30 Skinheads im autonomen Langenthaler Jugendkulturzentrum (LaKuZ) Haus und Einrichtung stark beschädigt und anschliessend in der Stadt türkische Staatsangehörige angegriffen.

«Ein Zeichen setzen»

«Die Faschisten nehmen zu viel Raum ein, und das ist für eine offene Gesellschaft nicht akzeptabel», sagt der Vater eines erwachsenen Sohnes. Die Rechtsextremen provozierten ein Klima, in dem Toleranz nicht mehr möglich sei und Randgruppen eingeschüchtert würden, fährt er fort. Daher sei es wichtig, «dass die bürgerliche Gesellschaft ein Zeichen setzt» und einen Schritt weiter gehe als «bloss zu schweigen und zuzuschauen». Aus diesem Grund sei er zum Fackelzug gekommen. Organisiert wurde der «Fackelumzug gegen Gewalt im Oberaargau», der via Bahnhofstrasse zum «Choufhüsi» führt, vom Jugendparlament Oberaargau (JPO). Unterstützt wurde das JPO laut Stadtpräsident Hans-Jürg Käser von allen Parteien aus der Region sowie von den Kirchgemeinden und vom Gewerkschaftsbund Oberaargau.

«Rund 400 Teilnehmende»

Auf dem Platz vor dem «Choufhüsi», dem früheren Gemeindehaus, kommt der Zug zum Stillstand. Angehörige des «Schwarzen Blocks» stellen sich mit Transparenten neben dem Rednerpult auf. Zuerst hält der bürgerliche Stadtpräsident Hans-Jürg Käser (FDP) eine Ansprache. Die «immer höhere Gewaltbereitschaft» habe vor drei Wochen einen traurigen Höhepunkt erreicht. «Gewalt in jeder Form können und wollen wir nicht dulden!», fährt er fort. Daher habe die Stadt Strafanzeige eingereicht «wegen Sachbeschädigung und Landfriedensbruch». Damit habe der Gemeinderat ein starkes Zeichen setzen wollen. Käser appelliert an die Anwesenden: «Schauen sie hin, und bringen sie sich selber aktiv ein für die Gestaltung unserer Gesellschaft!» Käser betont, dass es nicht bloss die rechte Gewalt zu verurteilen gelte, sondern die Gewalt als solche. Die Zerstörung des LaKuZ sei «der Aufhänger» für diese Veranstaltung gewesen. Nach Käser ergreifen Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Parteien, der Arbeitsgemeinschaft für offene, christliche

Jugendarbeit, des LaKuZ und des «Bündnis gegen Rechts» sowie Organisator und JPO-Präsident Simon Schärer das Wort. «Wir haben ein starkes Zeichen gesetzt», sagt Schärer. «Der Platz vor dem ,Choufhüsi ist voll. Das zeigt, dass die Menschen die erwähnten Gewaltakte nicht akzeptieren», betont der 19-jährige. Er zeigt sich zufrieden mit dem ruhigen Verlauf des Fackelzugs ohne Zwischenfälle. Laut Schärer haben «rund 400 Personen» an der Kundgebung teilgenommen.