Diesmal schaut die Polizei nicht nur zu

«Auf dem Rückweg aus der Schweiz! 5000 Leute beiStahlgewitter! Wahnsinn! Es war mir eine Ehre, Teil davon gewesen seinzu dürfen.» Dies schrieb der deutsche rechtsextreme Rapper MaKss Damageam 16.Oktober auf seiner Facebook-Seite. Es war der Tag nach dem grossen Neonazi-Konzert in Unterwasser SG, das schweizweit und über die Grenzen hinweg für Schlagzeilen sorgte.

Am kommenden Samstag will der Neonazi-Rapperwieder in der Schweiz auftreten. Wieder in der Ostschweiz und wieder imKanton St.Gallen. Im Gepäck: seine von Hass triefenden Lieder. Wie zumBeispiel «Die Faust geht zum Kopf», für dessen Inhalt MaKss Damage – mit bürgerlichem Namen Julian Fritsch – in Deutschland wegenVolksverhetzung bereits verurteilt worden ist. Im Song heisst es etwa:«Das Zeckenpack wollte mich brechen, sie haben es sicher gut gemeint,ich steckte sie alle gemeinsam in den nächsten Zug nach Buchenwald.»Dass das Wort Buchenwald im Song mit Effekten verzerrt ist, half demMusiker vor Gericht nicht. Im deutschen Konzentrationslager starbenzwischen 1937 und 1945 geschätzte 56000 Menschen.

Polizei greift ein

Organisiert wird das Konzert von der ParteiNational Orientierter Schweizer, besser bekannt als Pnos. Wo der An-lass genau durchgeführt wird, ist nicht bekannt. Der Ort wird von denVeranstaltern geheimgehalten und erst am Samstagmorgen per SMSmitgeteilt.

«Führen das Konzert durch»

Noch ist unklar, ob es allerdings zum Konzertkommen wird. Die Kantonspolizei St.Gallen hat gestern nämlicheingegriffen und den Anlass vorsorglich verboten. Man befürchteAusschreitungen zwischen rechts- und linksextremen Kreisen, so dieBehörde. Kapo-Spre- cher Gian Andrea Rezzoli ergänzt gegenüber der«Nordwestschweiz»: «Wir wollen keine Rechtsrockkonzerte im KantonSt.Gallen.» Das proaktive Handeln der Behörde ist eine Lehre aus demNeonazi-Konzert in Unterwasser. «Auch die Kantonspolizei machte ihreErfahrungen», kommentiert Rezzoli. Im Oktober wurde die Behörde von denMedien für ihr Vorgehen harsch kritisiert, vor allem für ihrePassivität.

Die Kantonspolizei geht davon aus, dass sich dieOrganisatoren an das Verbot halten. Dennoch hat sich die Behördezusätzlich an die Bevölkerung gewandt und bittet Personen, die einenHinweis zum geplanten Veranstaltungsort haben, sich bei derKantonspolizei zu melden. Dass sich die Pnos nicht einfach mit demVerbot abfindet, zeigt die Reaktion von ihrem Chef, Dominic Lüthard. Ersagte zum «St.Galler Tagblatt»: «Wir führen das Konzert durch, wo immerwir es geplant haben.»

Möglich auch, dass MaKss Damage und die zweitegebuchte ausländische Band an der Grenze aufgehalten werden. Denn dasBundesamt für Polizei (Fedpol) hätte das Recht, ein Einreiseverbot zuverfügen. Eine Massnahme, die die Behörde in der Vergangenheit auchschon bei Musikern praktiziert hat. Ob auch diesmal, darüber gibt Fedpol keine Auskunft. Man kommentiere keine Einzelfälle.