Communiqué zum Neonaziaufmarsch in Burgdorf Steinhof vom 3. Juli 2004

Liebe Medienschaffende

Am Samstag, 3. Juli, fand in Burgdorf ein Aufmarsch von rund zwanzig Rechtsextremen statt. Sie gedachten damit des 2002 bei einem Auto-Unfall verstorbenen «Kameraden» Marcel Bannwart. Der Trauermarsch wurde von einem Dispositiv der Kantons- und Stadtpolizei geschützt und war offenbar unter Auflagen bewilligt worden. Im Anschluss an den Friedhofsbesuch fand im alten Samariterhaus bei Hasle-Rüegsau ein Fest statt.

In den lokalen Medien wurde der «friedliche» und «korrekte» Charakter des Neonazi-Umzugs herausgestrichen und die Zusammenarbeit mit der Polizei als positiv taxiert. Nette Töne auch von Behördenseite: Paul Moser, Leiter der öffentlichen Sicherheit der Stadt Burgdorf, liess sich in der Berner Rundschau mit folgenden Worten zitieren: «Die Umzugsteilnehmer verhielten sich ruhig und korrekt.» Die Leute hätten sich an die Abmachungen gehalten.

Solche Reaktionen, die sich allein auf den technischen Ablauf beschränken, zeugen von Ignoranz gegenüber der gewalttätigen Ideologie des Rechtsextremismus und geben der Neonaziszene Rückenwind. Durch das positive Medienecho werden die Faschos darin bestärkt, den bereits zum Ritual gewordenen Marsch – im vergangenen Jahr nahmen rund 70 Rechtsextreme teil – zu wiederholen.

Die rechtsextreme Szene nutzt jede Gelegenheit, die sich ihr bietet, um ihre Inhalt auf die Strasse zu bringen. Dass es sich im aktuellen Fall um einen «Anlass der Trauer» handelte, hielt die Beteiligten nicht davon ab, ihr rechtsextremes Gedankengut zur Schau zu tragen. Ein Akt der Trauer wird zur politischen Manifestation umfunktioniert, um menschenverachtende, rassistische und fremdenfeindliche Botschaften zu transportieren. Darüber hinaus dienen solche Anlässe der Szene als willkommene Gelegenheit, neue und alte Kontakte zu pflegen und so ihre Strukturen zu festigen.

Zugegeben, der Trauermarsch vom vergangenen Samstag war ein mickriger Versuch, sich auf der Strasse präsent zu zeigen – es liessen sich nur wenige Rechtsextreme mobilisieren. Dennoch darf es nicht sein, dass sich die Öffentlichkeit an das Bild aufmarschierender Faschos gewöhnt oder diese goutiert, solange die Anlässe «friedlich und korrekt» verlaufen. Dieser Entwicklung muss unbedingt Einhalt geboten werden. Kein Raum für Nazis – nirgendwo!

Freundliche Grüsse

Antifa Bern