Aufstand der Basler Muslime

Basler Zeitung. Moscheen kritisieren ihren Dachverband wegen seiner Politik – Austritte folgten bereits

Von Serkan Abrecht
Basel. Eigentlich wurde die Basler Muslim Kommission (BMK) 1992 gegründet, um muslimische Begräbnisse in der hiesigen Gemeinde zu organisieren. Seit dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei habe sich der selbsternannte Dachverband aber zunehmend politisiert, sagen Mitglieder von Basler Moscheen.

Die BMK stand bereits in den Schlagzeilen, weil sie die türkischen, rechtsextremistischen Grauen Wölfe in ihren Reihen tolerierte oder weil sich BMK-Sprecher Serhad Karatekin in den sozialen Medien als Erdogan-Anhänger outete. Brisant: Die BMK ist Ansprechpartner des Kantons, wenn es um die muslimische Gemeinde in Basel geht. Dieser hält an der Zusammenarbeit mit der Kommission fest, nicht aber einige Basler Moscheen: Die Merkez-Moschee am Schafgässlein hat bei der BMK ihren Austritt eingereicht.

Die zunehmende Politisierung der BMK hat nicht nur bei der Merkez-Moschee für Entrüstung gesorgt: «Wir sind keine politische Vereinigung», sagt Mustafa Bulanik von der Nursi-Moschee an der Kleinhüningerstrasse. «Wer zu uns kommt, lässt seine politischen Ansichten in der Türkei.» Die Moscheen kritisieren auch die enge Zusammenarbeit des Kantons mit der BMK. Letztere vertrete die Interessen der Basler Muslime nicht mehr.

Behörde am Zug

Mit dieser Aussage nehmen die Muslime auch die momentane Religionsbeauftragte Lilo Roost Vischer in die Verantwortung. Einerseits habe sie sich kaum je um die Anliegen der Basler Muslime gekümmert, andererseits mit den falschen Personen – also der BMK – zu den Anliegen der Basler Gemeinde Gespräche geführt.

«Wenn wir Roost Vischer einmal trafen oder sie zu Besuch kam, hielt sie einen Monolog über ihre Arbeit und liess uns nie zu Wort kommen», sagt Ahmed Koca, Präsident der Hicret-Moschee, die sich als dritte Moschee an der Integrationsarbeit von Roost Vischer stört. Roost Vischer wollte zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen, dafür meldete sich Regierungsratspräsidentin Elisabeth Ackermann zu Wort.

Es sei nicht die Aufgabe der Religionsbeauftragten, sich um einzelne Religionsgemeinschaften zu kümmern, schreibt Ackermann auf die Anfrage an Roost Vischer. Zu der Kritik an der Basler Muslim Kommission und der Zusammenarbeit des Kantons mit Serhad Karatekin nimmt die Regierungsratspräsidentin keine Stellung.