Rechte locken mit Site gegen Pädophile

 

20 minuten vom 28.12.2012

ZÜRICH. Rechtsextreme tarnen Parteipropaganda auf Facebook als Anti-Kinderschänder-Site – auch Schweizer fallen rein.

 

 

«1 000 000 gegen Kinderschänder – alle Freunde einladen» nennt sich der Event, der auf Facebook derzeit auf regen Anklang stösst. Unter den rund 500 000 Menschen, die sich für die Veranstaltung bereits eingetragen haben, sind auch zahlreiche Schweizer vertreten. Was dabei kaum einer merkt: Das emotionale Thema wird von der deutschen Rechten instrumentalisiert. 20 Minuten weiss: Die Initiantin der Site arbeitet unter anderem für die NPD, wurde aufgrund ihrer Äusserungen von Facebook schon mehrfach gesperrt und ist nun unter neuem Namen auf der Plattform aktiv. Mit der Anti-Kindesmissbrauch-Site will sie offensichtlich ihre extreme Ideologie promoten, um dadurch längerfristig neue Parteimitglieder zu generieren. «Das ist eine häufig verwendete Taktik der Nationalsozialisten, wenn es darum geht, Sympathien zu ernten – auch in der Schweiz», erklärt Hans Stutz, Beobachter der rechtsextremen Szene. Beim Facebook-Event selber soll es sich denn auch um eine Infoveranstaltung der NPD handeln – was der User allerdings erst Ende Januar erfährt, wenn die angestrebte Million erreicht ist.

Beim genaueren Hinschauen wird zudem klar: Auf der Site werden nicht nur Kinderschänder, sondern auch die deutsche Ausländerpolitik, die EU und gleichgeschlechtliche Ehen thematisiert. Kritische Kommentare werden indes rege gelöscht, bei der NPD-Parteizentrale war für 20 Minuten gestern niemand erreichbar.