Die Scherben sind weg – jetzt büssen die Täter

BernerZeitung 20. September 2003

Dieses Jubiläum wird kaum jemand feiern: Vor genau einem Jahr haben 30 Rechtsextreme das Langenthaler Kulturzentrum LaKuZ zerstört. Jetzt werden die Täter zur Rechenschaft gezogen.

· Stefan Schneider

Fenster, Tische, Stühle – alles kaputt. Das Kulturzentrum LaKuZ: ein Scherbenhaufen. Genau ein Jahr ist vergangen seit der Gewaltnacht in Langenthal. 30 Rechtsextreme hatten damals, in der Nacht auf Samstag, 21. September, kräftig zugeschlagen. Da wurde geprügelt, gepöbelt und jede Menge Sachschaden produziert. Bis morgens um sechs Uhr stand die Polizei im Einsatz. Erst dann war der nächtliche Spuk vorbei (siehe auch Kasten).

«Bedeutet die Zerstörung das Ende fürs Jugendkulturzentrum?», hat diese Zeitung damals gefragt. Nein, lautet die Antwort. «Aufgeben wollten wir keine Sekunde lang», betont Aline Wyss vom LaKuZ. Allerdings: Ein grosser Effort war nötig, um alles wieder ins Lot zu bringen. Die Stadt Langenthal musste kaputte Scheiben ersetzen – die LaKuZler kümmerten sich ums Mobiliar. «Viel Zeit und Geld haben wir investiert», sagt Aline Wyss. Mit dem Resultat kann sie zufrieden sein. «Heute ist unser Haus eher schöner und besser als früher.»

Keine Angst vor Skins

Nicht gelöst sind die Probleme mit der rechten Szene. Immer noch gibt es Pöbeleien und kaputte Scheiben. «Aber», so Aline Wyss, «Zwischenfälle wie damals hatten wir keine mehr.» Die Gewaltnacht vom 20. auf den 21. September ist heute kaum noch ein Thema im LaKuZ. Es herrscht wieder Normalbetrieb an der Farbgasse 27. Konzerte und Diskussionsabende werden durchgeführt. Es gibt Bier an der Bar und Musik vom DJ-Pult. Angst vor einem neuen Angriff hat Aline Wyss nicht. Für die junge Frau ist klar: «Angst wäre sowieso das falsche Mittel.»

«Eine gröbere Geschichte»

Intensiv musste sich das Jugendgericht Emmental-Oberaargau mit den Vorfällen befassen. Ein Bundesordner gefüllt mit Polizeiberichten, Anzeigen und Gerichtsprotokollen liegt im Archiv von Jugendrichter Christoph Burkhard. «Das war eine der gröberen Geschichten, die ich je behandelt habe.» Dass die Untersuchungen nicht im Sand verlaufen sind, ist ein Verdienst der Polizei. «Sie hat ausgezeichnete Arbeit geleistet», betont der Richter. Über die nächtlichen Geschehnisse sei er umfassend informiert worden. Das habe seine Arbeit wesentlich erleichtert.

Angezeigt wurden praktisch alle der 30 Rechtsextremen – wegen Tatbeständen wie Raufhandel, Sachbeschädigung, Haus- oder Landfriedensbruch. Fünf von ihnen waren keine 18 Jahre alt. Als Strafe müssen zwei der jungen Täter gemeinnützige Arbeit leisten. Der Dritte hat eine bedingte, zehntägige Einschliessungsstrafe erhalten. Und der Vierte muss jeden Monat beim Jugendgericht antreten und beweisen, dass er sich inzwischen gebessert hat. Gegen einen linken Jugendlichen wurde das Verfahren inzwischen eingestellt. Er war in eine Schlägerei verwickelt, «hat sich aber nur selber verteidigt», ist der Jugendrichter überzeugt.

Urteile stehen noch aus

Die übrigen Fälle sind immer noch hängig. «In diesem Herbst oder spätestens im Frühling beginnen die Verhandlungen», sagt Einzelrichter Roland Richner. Die schweren Fälle gelangen ans Gericht in Aarwangen. Alle anderen Täter werden ohne Gerichtsverhandlung verurteilt. ·

Die Gewaltnacht

Für Langenthal ein Sonderfall

Einen solchen Vorfall hatte es in Langenthal noch nie gegeben: Genau vor einem Jahr tauchten 30 Rechtsextreme beim Kulturzentrum LaKuZ auf – und schlugen alles kurz und klein. Sämtliche Fenster wurden zerstört, das Mobiliar ebenfalls.

Darauf zogen die Vandalen durchs Stadtzentrum und stiessen beim SRO-Spital auf eine Gruppe von Türken, die um ein verstorbenes Familienmitglied trauerten. Auch sie wurden angepöbelt und in eine Schlägerei verwickelt. Bilanz der Gewaltnacht: drei Leichtverletzte und mehrere zehntausend Franken Sachschaden