Rekrutierungsort Sportstadion

NeueZürcherZeitung

Rechtsextreme suchen Kontakt zu Hooligans

Bern, 26. Juli. (sda) Rechtsextreme versuchen, unter Fussball- und Eishockey-Anhängern neue Mitglieder zu rekrutieren und diese in ihrem Sinne zu politisieren. Dies beobachtet das Bundesamt für Polizei (fedpol.ch). Sportveranstaltungen seien nicht nur für Hooligans, sondern auch für Skinheads eine gern wahrgenommene Gelegenheit, sich mit gegnerischen Fans und Polizeikräften anzulegen. Das Bundesamt stellt eine Zunahme von rechtsextremen Aktivitäten im Hooligan-Umfeld fest. Beim gemeinsamen Randalieren entstünden Kontakte, sagt «fedpol.ch»-Sprecherin Danièle Bersier zu Angaben im letzten Bericht zur inneren Sicherheit der Schweiz.

Der Sicherheitsdienst der Stadtpolizei Zürich, der über eine Fachgruppe «Hooliganismus» verfügt, schätzt die Zahl der gewaltbereiten Hooligans schweizweit auf derzeit 200 bis 300 – mit leicht steigender Tendenz. Wie viele von ihnen der rechtsextremen Bewegung zuzuordnen sind, sei schwierig abzuschätzen. Die Polizei ist auf Informationen der Sportvereine angewiesen. Da die gleichen Fans möglicherweise Matches verschiedener Klubs beiwohnen, ist nicht ausgeschlossen, dass manche mehr als einmal erfasst werden. Zudem ist eine Unterscheidung zwischen Rechtsextremen und «gewöhnlichen» Hooligans schon deshalb schwierig, weil sie sich ähnlich kleiden.

Was aber unterscheidet überhaupt Hooligans und Rechtsextreme? Hooligans seien rassistisch gesinnt, aber generell eher apolitisch, hält «fedpol.ch» in ihrem Bericht fest. Allerdings gebe es auch bei den Skinheads viele Aktivisten ohne klare oder gar gefestigte politische Vorstellungen, räumt die «fedpol.ch»-Sprecherin ein. Aufgrund ihres Mitwirkens in einer rechtsextremen Gruppierung, deren Führung oft aus politisierten Leadern bestehe, würden sie aber – im Gegensatz zu Hooligans – diesem Umfeld zugerechnet und vom Dienst für Analyse und Prävention beobachtet. Hooligans würden erst dann einbezogen, wenn sie in rechtsextremen Zirkeln mitwirkten. Unter der gleichen Decke stecken Hooligans und Rechtsextreme teilweise in Bern und Lugano. In Zürich hingegen gibt es inzwischen sogar Hooligans, die sich ausdrücklich von Rechtsextremisten abgrenzen, wie Christoph Vögeli von der Stadtpolizei Zürich sagt.

Rechtsextreme Vorfälle in Stadien sind eher selten. Am 14. Februar wurden nach einer Schlägerei zwischen Anhängern des HC Fribourg Gottéron und des SC Bern 6 Personen festgenommen, die der rechtsextremen Szene zugerechnet werden. In der letzten Hockeysaison gaben sich während Matches der ZSC Lions zwischen 15 und 20 Jugendliche als Neonazis zu erkennen. Sie skandierten Slogans wie «Heil Hitler». Die Jugendlichen seien kontrolliert und davor gewarnt worden, im Wiederholungsfall mit einem Stadionverbot belegt zu werden, sagt Vögeli.

In Genf hatte sich Anfang der neunziger Jahre auf den Tribünen des Servette FC jeweils eine Gruppe «Supporters 88» versammelt, wobei mit der «8» der achte Buchstabe des Alphabets, «HH» wie «Heil Hitler» gemeint war. Diese Gruppe hat sich zwar aufgelöst. Trotzdem taucht immer wieder einmal eine ihrer Fahnen auf.

«Sicherheit Euro 2008»

Schweiz. Depeschenagentur(sda) Zur Vorbereitung der Euro 2008 hat sich der Chef des Dienstes für Analyse und Prävention des Bundes, Urs von Daeniken, während der diesjährigen Fussball-Europameisterschaft nach Portugal begeben. An den Vorbereitungen des Grossanlasses in Portugal hatten sich auch Mitglieder des Sicherheitsdienstes der Stadtpolizei Zürich beteiligt. Der Bundesrat soll demnächst eine Arbeitsgruppe zum Thema «Sicherheit Euro 2008» ernennen. Dieser werden laut Pascal Châtelain vom Bundesamt für Sport Vertreter aus Bundesämtern, Kantonspolizeien und betroffenen Städten angehören.