Wächst die Urner Neonazi-Szene?

NeueLuzernerZeitung

Nachgefragtbei Hans Stutz, Experte für Rechtsextremismus

Beim Jugendtreff Bürglen sollen Rechtradikale Stunk gemacht haben (siehe Neue UZ von gestern). Der Luzerner Journalist Hans Stutz, ein Beobachter der rechtsextremen Szene, stellt beunruhigende Entwicklungen fest.

Hans Stutz, wo ordnen Sie den Vorfall in Bürglen ein?

Hans Stutz: Er entspricht sehr stark den Ergebnissen einer Studie des Nationalforschungsprojekts, die Ende der vergangenen Woche veröffentlicht worden ist.

Das heisst?

Stutz: Am Wochenende greifen Cliquen und Gruppen von rechtextremistischen Leuten missliebige Jugendliche an. Der Zwischenfall in Bürglen deutet klar darauf hin, dass es Rechtsextreme gewesen sind.

Wie steht es um die rechtsradikale Szene in Uri?

Stutz: Ich weiss, dass es gewisse Exponenten gibt, die teilweise auch national tätig sind.

Wächst die Szene?

Stutz: Das ist schwierig zu sagen. Mir sind jedenfalls keine strukturell organisierten Gruppen bekannt. Was fest steht: Schweizweit ist die Szene so gross wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten.

Jugendverein und Jugendkommission in Bürglen wollen sich nun zu Abklärungen treffen. Welche Massnahmen können ergriffen werden?

Stutz: Da gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise anhand von Orientierungen, ist sicher sinnvoll. Denn Probleme müssen wahrgenommen werden. Auch Regeln sind eine gute Sache gerade zur Stärkung von jungen Leuten, die gegen rechtsextremistische Tätigkeiten sind.