Sie laufen 140 Kilometer für Dominik

Thurgauer Zeitung vom 14.08.2012

20 Läuferinnen und Läufer machten sich am Samstag vom Aargau auf nach Rickenbach. Sie unterstützten Dominik Bein, der vor neun Jahren von rechtsextremen Schlägern fast getötet wurde. Fast 10 000 Franken kamen zusammen.

CHRISTOPH HEER

RICKENBACH. Die Augen von Dominik Bein strahlen, als er die Läuferinnen und Läufer am Samstagnachmittag in Rickenbach in Empfang nimmt. 20 Laufsportbegeisterte aus dem aargauischen Eiken legten 140 Kilometer in den Hinterthurgau zurück. Gut siebeneinhalb Stunden waren sie unterwegs. Ihr Ziel ist es, Dominik Bein, der von rechtsextremen Schlägern beinahe getötet worden war, zu unterstützen. Mit dabei haben die Läuferinnen und Läufer einen Check über 9400 Franken, aber auch ein Sparschwein, um mögliche Spontanspenden noch aufzunehmen.

Massive Hirnverletzungen

Dominik Bein, heute 24jährig, trug bei der Gewalttat massive Hirnverletzungen davon. Er wird sein Leben lang behindert bleiben. Die ganze Schweiz war vor neun Jahren über den Gewaltexzess der jungen Skinheads schockiert (siehe Kasten). «Dominik ist nicht geistig behindert, er ist hirnverletzt», sagte seine Mutter Rosmarie Bein unlängst unserer Zeitung. In den vergangenen neun Jahren durchlief Dominik Bein etliche Therapie-Stationen. Bei einer begleitete ihn das Schweizer Fernsehen, welches dem jungen Hinterthurgauer einen Beitrag in der «Rundschau» widmete. Und genau da wurde die Laufgruppe Fricktal auf Dominik Bein aufmerksam.

Von der Läufergruppe geben Vroni Brogle und Hansruedi Dinkel, die Initianten der Spendenaktion, Auskunft: «Geplant war eigentlich eine Aktion zugunsten von <Jeder Rappen zählt>. Doch als wir den Bericht über Dominik Bein sahen, war für uns klar, wir sammeln für ihn.» Die Gruppe aus dem Aargau freut sich, Dominik Bein persönlich kennenzulernen. Sie schütteln ihm die Hand, umarmen ihn, während die Gemeindevertreter Brigitte Räbsamen und Norbert Rüthemann den Apéro vorbereiten. «Für uns ist es selbstverständlich, dass wir den Apéro sponsern. Die Aktion der Aargauer ist sensationell», schwärmt Brigitte Räbsamen.

Völlig überwältigt

Dominik Bein und seine Mutter Rosmarie Bein sind begeistert. «Einfach überwältigend, diese Solidarität uns gegenüber. Auch die sportliche Leistung war enorm, und der grosse Geldbetrag freut uns riesig. Damit können wir eine weitere Therapie finanzieren.» Sie könne einfach nur Danke sagen, sagt Rosmarie Bein. Es sei schön, derartige Hilfe zu bekommen, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich sei. Das Spendenkonto zugunsten von Dominik Bein der Laufgruppe Fricktal bleibt bis Ende Jahr noch offen. Die Kontonummer ist auf der Homepage www.laufgruppefricktal.ch ersichtlich.

Täter sind auf freiem Fuss

Vor neun Jahren wurde Dominik Bein (24) in Frauenfeld von Rechtsextremen zusammengeschlagen. Der damals 15jährige war mit einem Freund auf dem Weg zu einem Konzert. Weil er eine Mütze in den Farben von Jamaica trug, wurde er Ziel der Skinheads. Sechs der Täter, die zu fünf bis sechs Jahren Haft verurteilt worden waren, sind mittlerweile wieder auf freiem Fuss, der siebte nahm sich in der U-Haft das Leben.