Rechtsradikale ziehen erneut zum Grab ihres Kameraden

BernerRundschau

Burgdorf Skinheads veranstalteten am Samstag unter Aufsicht der Polizei erneut einen Trauermarsch auf den Friedhof

Skinheads aus der ganzen Schweiz haben am Samstag bereits zum zweiten Mal einen Gedenkmarsch zum Grab ihres verstorbenen Kameraden in Burgdorf unternommen. Auch wenn die Polizei Personen aus linksextremen Kreisen sichtete, kam es zu keinerlei Problemen.

Christian Liechti

Kurz vor 17 Uhr versammelte sich eine Gruppe Skinheads auf dem Parkplatz beim Burgdorfer Bahnhof Steinhof, um angeblich einen «Trauermarsch» auf den Friedhof zu machen. Dort wurden sie von der Kantons- und Stadtpolizei Burgdorf in Empfang genommen. Unter Aufsicht der Beamten setzte sich die Gruppe aus 17 Rechtsextremen – unter ihnen auch zwei Frauen – in Zweierkolonne in Bewegung. Ihr Ziel: das Grab ihres verstorbenen Kameraden in rund 500 Meter Entfernung. Dieser war am 5. Juli 2002, im Alter von 19 Jahren, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Mindestens einer der Teilnehmer trug ein T-Shirt mit der Aufschrift «Skinheads Burgdorf». Andere mit «Hammer Skins». Beim Grab angekommen, legte die Gruppe eine Schale mit Sonnenblumen nieder. Zwei Umzugsteilnehmer rollten ein Transparent mit der Aufschrift «In unseren Herzen» sowie mit dem Namen des Verstorbenen aus. Nach einer kurzen Andacht machten sich die Skinheads auf den Rückweg zum Bahnhof Steinhof.

Der Umzug sei ruhig verlaufen, sagt Oliver Cochet, Mediensprecher der Kantonspolizei Bern, auf Anfrage dieser Zeitung. «Die Umzugsteilnehmer verhielten sich ruhig und korrekt», bestätigt auch Paul Moser, Leiter öffentliche Sicherheit der Stadt Burgdorf. Die Leute hätten sich an die Abmachungen gehalten. Auch die linke Seite scheint sich an diesem Wochenende ruhig verhalten zu haben. Bis zu Redaktionsschluss sind keine Nachrichten einer spontan organisierten Gegendemonstration eingegangen.

Der Marsch wiederholt sich

Bereits im letzten Jahr, zum ersten Todestag ihres Kameraden, zogen rund 70 Rechtsradikale durch Burgdorf. Der angebliche Trauermarsch wurde von der «Partei national orientierter Schweizer» (PNOS) organisiert. Im vergangenen Jahr nahm die PNOS im Kanton Aargau an den Nationalratswahlen teil. Die Partei wurde gemäss Rechtsextremismus-Experte Hans Stutz Anfang September 2000 in Liestal gegründet und hat Stützpunkte in Basel, Aarau, Bern sowie im Engadin.

Nach dem Trauermarsch im vergangenen Jahr organisierte eine antifaschistische Gruppe eine Gegendemonstration. «Nazis raus» skandierend, zogen etwa 30 Personen ebenfalls durch die Strassen Burgdorfs. Damals schrieben sie in einem Communiqué, dass sie öffentliche Auftritte Rechtsextremer nicht unbeantwortet lassen wollen.