Die neue braune Mode

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Eigentlich sehen sie aus wie ganz normale Klamotten für die junge Generation. Doch die Kleidermarke «Thor Steinar» spielt mit Nazi-Symbolik und gilt in der rechten Szene als Erkennungszeichen.

Wer sich auf dem Webshop von «Thor Steinar» umsieht, wird an den Pullis, Jacken und Shirts nichts Aussergewöhnliches finden ? sofern er vorher noch nie von diesem umstrittenen Label gehört hat. Doch bei genauerem Hinsehen lassen sich mehr oder weniger direkte Verweise auf das Dritte Reich entdecken: militaristische Motive wie das Kampfflugzeug «Messerschmitt» sowie nordische Zeichen und Schriften. Experten sehen den Namen «Steinar» ausserdem als Anlehnung an den SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Felix Steiner.

Logische Konsequenz: «Thor Steinar» wird offen von Anhängern der rechten Szene getragen. Es gilt gar als Erkennungszeichen.

Unter Verdacht

Im Gegensatz zu den britischen Marken «Londsdale» oder «Fred Perry», deren Kleider bei Rechtsextremen ebenfalls beliebt sind, hat jedoch die Mediatex GmbH, die hinter «Thor Steinar» steht, bisher nicht viel unternommen, um sich klar von seiner rechtsradikalen Klientel zu distanzieren. So geriet «Thor Steinar» oft in Verdacht, braunes Gedankengut zu verbreiten. Und kam immer wieder ins Visier der Justiz.

Das alte Logo glich einer so genannten Wolfsangel, wie sie in der Zeit des Nationalsozialismus von der SS verwendet wurde. 2006 wurde es verboten. Der Staat Norwegen untersagte dem Label Anfang 2008, die norwegische Flagge auf seinen Kleidern zu verwenden: «Wir wollen, dass unsere Staatsflagge als Symbol des demokratischen Norwegens nicht weiter in Verbindung mit dem rechtsextremen Milieu gebracht wird», so der norwegische Gesandte in Berlin.

Farbbeutel-Anschläge auf Filialen

Den Machern wird sogar unterstellt, die Marke für die rechte Szene erfunden zu haben. Der Brandenburger Verfassungsschutz erklärte 2004: «Es gibt Rechtsextremisten, die der Firma angehören.» Offiziell konnte aber nie bewiesen werden, dass das Label von Neonazis betrieben wird oder die Szene direkt unterstütze. Fakt ist einzig, dass Rechtsextreme zur Klientel gehören ? und das ist faktisch noch kein Delikt.

Zeit seines Bestehens regt sich denn auch Widerstand gegen das Label: Antifaschisten bewerfen die Geschäfte mit Farbbeuteln oder veranstalten Demonstrationen ? mit Erfolg. «Thor Steinar»-Filialen in Hamburg, Leipzig und Magdeburg mussten geschlossen werden. In Deutschland und Tschechien wurde die Kollektion auch schon von Behörden beschlagnahmt. Und Fans in «Thor Steinar»-Montur werden teilweise gar nicht mehr erst in Fussballstadien gelassen. Trotzdem: Mit den Verkaufsstellen in Berlin und Dresden sowie dem Online-Shop macht «Thor Steinar» weiterhin ein gutes Geschäft.

Unverfänglich oder nicht?

Und auf der Website scheint das Label mit Rechtfertigungen und Richtigstellungen gar gegen ihr Image als Fascho-Fashion zu kämpfen: «?Thor Steinar? wird nicht von ?ostdeutschen Neonazis? betrieben», erklärt etwa der hauseigene Jurist des Labels Rainer Schmidt in einem der zahlreichen Artikel. «Wir haben keine Klamotten für Rechte konstruiert, wir stellen nur Sport- und Freizeitbekleidung her», wird Schmidt an anderer Stelle zitiert. Und weiter heisst es: «Mit überwältigender Mehrheit stuften sich die Käufer der Marke als politisch uninteressiert oder in der Mitte der Gesellschaft befindlich ein.»

Generalverdacht oder Fascho-Fashion? Klar ist: «Thor Steinar» wird sich wohl auch weiterhin in einer braunen Grauzone bewegen.