Deutschland nimmt Schweiz-Connection unter die Lupe

Blick am Abend vom 22.03.2012

Die Zwickauer Terrorzelle tötete zehn Menschen. Welche Rolle spielt die Pnos Interlaken?

karin.mueller@ringier.ch

Es waren Greueltaten, die ganz Deutschland erschütterten: Mehrere Neonazis lebten fast 14 Jahre im Untergrund. Plötzlich rauben sie Banken aus, zünden Bomben, erschiessen eine Polizistin und ermorden mehrere Einwanderer. Die sogenannten Dönermorde gehen auf ihr Konto. Die Terroristen hinterlassen ein Geständnis auf DVD, das eine ungekannte Dimension rechten Terrors offenbart. Erst im November 2011 flog das Terror-Trio auf.

Bekannt ist: Die Mordwaffe stammt aus der Schweiz. Und nun berichtet «Financial Times Deutschland», dass auch wichtige Helfer der Rechtsterroristen enge Beziehungen in die rechtsextreme Szene der Schweiz gepflegt haben. Die Spur führt ins Berner Oberland zur rechtsextremen Pnos (Partei national orientierter Schweizer). Bilder belegen, dass der militante Neonazi Mario F. (29) oft in Zwickau in Ostdeutschland verkehrte. Dort traf er sich mit Anhängern des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU). Dies belegt ein entsprechender Rapport auf der Webseite der Pnos Berner Oberland. 2011 von der Zeitung «Sonntag» auf seine Verbindungen mit NSU angesprochen, verneinte Mario F. entschieden. Er sei lediglich nach Zwickau zu einem Vortrag gefahren.

In Deutschland aber herrscht die Meinung, dass die Schweiz-Connection der deutschen Terroristen durchaus von grosser Bedeutung sei. Politiker, welche mit der Untersuchung der Terrorzelle zuhanden des deutschen Parlaments beauftragt sind, fordern nun umfassende Aufklärung.

«Wir fühlen uns in unserer Vermutung bestätigt, dass die Auslandsverbindungen des NSU oder dessen Umfeld umfangreicher und intensiver waren als angenommen», sagte der deutsche FDP-Obmann im NSU-Ausschuss, Hartfrid Wolff, in der «Financial Times Deutschland».

«Wir können uns nicht vorstellen, dass die Auslandskontakte an den deutschen Diensten vorbeigingen, und wollen dies aufklären», sagt Wolff zur Zeitung.

Es könnte also gut sein, dass Friso in den nächsten Tagen von den deutschen Strafbehörden vorgeladen wird.