Rechtsextremer trainiert Fussballjunioren

Mit Diplom von Jugend und Sport

Sonntagsblick.

FABIAN EBERHARD

Im Kanton Solothurn verherrlicht ein Juniorentrainer den Nationalsozialismus und engagiert sich bei der Neonazi-Partei Pnos. Weder Bund noch Verein kümmerts.

Wenn Marcel Eggers (27) etwas auf Facebook kommentiert, schreibt er das Doppel-s gern in Grossbuchstaben. Vor knapp einem Jahr beschimpfte er in einem Beitrag Gegner der SVP-Durchsetzungs-Initiative: «Ihr habt wohl alle einen SchuSS in der Birne.»

Das Doppel-S ist ein Code der Neonazis. Es steht für Hitlers Schutzstaffel, die SS, hauptverantwortlich für den blutigen Terror im Dritten Reich.

Eggers ist rechtsextrem. Als stellvertretender Chef leitet er zusammen mit einem Gesinnungskameraden die Solothurner Sektion der militanten Partei National Orientierter Schweizer (Pnos).

Recherchen zeigen: Trotz seiner politischen Aktivitäten erwarb der prominente Rechtsextreme kürzlich das Trainerdiplom von Jugend und Sport – dem Sportförderungsprogramm des Bundes. In einem Bericht gratuliert ihm die Sportfachstelle des Kanton Solothurns und betont, wie wichtig es sei, einen Trainer zu haben, «der als gutes Vorbild vorangeht».

Eggers trainiert 16- und 17-Jährige beim FC Subingen, mehrere der Junioren haben einen Migrationshintergrund.

Jugend und Sport hat sich der Integration verschrieben. Die Teilnahme ausländischer Jugendlicher am Sport sei zu fördern,

Trainer sollen unterstützt werden, «mit der kulturellen Vielfalt konstruktiv umzugehen».

Eggers macht kein Geheimnis daraus, was er von Zuwanderern hält. Auf Facebook hetzt er gegen das «kriminelle Ausländerpack» und outet sich als Fan der deutschen Neonazi-Musikgruppe Die Lunikoff Verschwörung. Einer ihrer Songs geht so: «Wenn du mich fragst, was ich am meisten hasse, dann ist das auch ganz schnell erzählt: Multikulti, Toleranz, diesen ganzen Affentanz.» In Bern schiebt man die Verantwortung für diese irritierende Personalie ab.

Christoph Lauener, Sprecher des Bundesamts für Sport, verweist auf das Sportförderungsgesetz, in dem festgelegt sei, dass es für Massnahmen Hinweise auf eine Straftat brauche: «In erster Linie liegt es in der Verantwortung der Vereine zu entscheiden, wer bei ihnen als Trainer tätig sein darf.»

Beim FC Subingen sieht man keinen Handlungsbedarf. Vereinspräsident Remo Kissling gibt sich gelassen und sagt: «Marcel Eggers ist bisher nie negativ aufgefallen, auch nicht im Umgang mit unseren ausländischen Vereinsmitgliedern.»

Der Rechstextreme selbst betont: «Politik hat auf dem Spielfeld nichts verloren.» Er trenne Traineramt und politisches Engagement strikt voneinander.