Rechtsrock: Polizei ist gewappnet

Thurgauer Zeitung vom 18.04.2013

Am Freitag spielt die umstrittene Rockband Frei.Wild in der Bodensee-Arena. Vor wenigen Tagen kam es vor einem Auftritt in Niedersachsen zu Protesten. Veranstalter und Polizei haben ein Sicherheitskonzept erarbeitet.

 

MARC KELLER

KREUZLINGEN. Spätestens seit die Rockband Frei.Wild im März wegen des Vorwurfs nationalistischer Tendenzen vom Musikpreis «Echo» ausgeschlossen wurde, sind die Südtiroler in der deutschsprachigen Musiklandschaft ein Begriff. Aus dem gleichen Grund hat die österreichische Stadt Wels ebenfalls im März ein Konzert von Frei.Wild abgesagt.

Vor wenigen Tagen ist es bei einem Auftritt in Niedersachsen zu Protesten von linker Seite gegen die Band gekommen, der Nähe zur rechten Szene vorgeworfen wird (siehe Box). Anhänger der Gruppe hätten dabei Demonstranten bedroht.

Vorkehrungen getroffen

Übermorgen findet der Auftritt von Frei.Wild in Kreuzlingen statt. Um die Sicherheit während des Konzerts zu gewährleisten, hat die Bodensee-Arena gemeinsam mit der Kantonspolizei Thurgau und der Konstanzer Polizei ein Sicherheitskonzept erarbeitet. «Dieses ist reine Routine. Wie bei jeder Grossveranstaltung werden wir die nötigen Vorkehrungen treffen», sagt Matthias Mölleney, Verwaltungsratspräsident der Bodensee-Arena. Wie diese konkret aussehen, lässt Mölleney offen. Auch die Kantonspolizei Thurgau gibt sich bedeckt: «Zur Ausgestaltung macht die Kantonspolizei jeweils keine Angaben.»

Das Tourmanagement der Gruppe Frei.Wild ist ebenfalls in die Planung der Sicherheitsvorkehrungen involviert: «Wir bereiten jedes Frei.Wild-Konzert in Kooperation mit den örtlichen Behörden vor und führen dieses dann auch im Zusammenwirken aller Beteiligten durch.»

Die Tourleitung verweist auf die «mehr als 100 Frei.Wild-Konzerte», die friedlich abgelaufen seien. «Unser Konzert in Kreuzlingen wird hier auch nicht anders in Erscheinung treten. Wir erwarten einen ruhigen und entspannten Verlauf der Veranstaltung.»

Eigene Security

Zusätzlich zu der örtlichen Security bringt die Rockband zu ihren Konzerten eigene, speziell geschulte Sicherheitskräfte mit. So auch in Kreuzlingen. Diese sollen Zuschauer aus dem rechtsradikalen Milieu erkennen und ihnen den Einlass verweigern. Übliche Erkennungsmerkmale sind Tätowierungen und Kleidungsstücke mit nationalsozialistischen Symbolen. «Hierzu haben wir eigens einen Katalog entwickelt, der über 100 Seiten stark ist und alle Symbole, Zahlencodes, Kleidungsmarken und Bands auflistet, die beim Tragen keinen Zutritt der Konzerthalle ermöglichen», sagt die Tourleitung. Die Kantonspolizei Thurgau würde nach eigenen Angaben eingreifen, falls es zu Verstössen gegen das Antirassismusgesetz kommt.

Frei-Wild distanzieren sich in ihren Stellungnahmen immer wieder von Rechtsextremismus; auch der Sänger beteuert wiederholt, seine neonazistische Vergangenheit sei vorbei. Die Liedtexte der Gruppe verwenden jedoch ein Vokabular, das auch in rechtsextremen Kreisen beliebt ist.