100 Rechtsextreme feiern an Konzert im Männedörfler Forsthaus

Tages-Anzeiger vom 09.08.2009

Unter falschem Vorwand haben Rechtsextreme die Männedörfler Waldhütte reserviert. Die Kapo überwachte das Treffen, das am Samstagabend stattfand.

Simon Hurst

Fussgänger mit Hunden spazieren über den Brähenrainweg im Männedörfler Wald. Kuhglocken sind von der nahen Weide her zu hören, Insekten surren durch die Luft, und ein paar sanfte Sonnenstrahlen scheinen durch die Baumkronen. Nichts deutet an diesem idyllischen Sonntagmorgen darauf hin, dass sich am Vorabend rund 100 Rechtsextreme für ein Konzert in der Waldhütte am Brähenrainweg getroffen haben.

Erst vor der Waldhütte trifft man auf Überreste der Skinhead-Party: Es riecht nach abgestandenem Bier und kaltem Zigarettenrauch. Leere Whiskeyflaschen und Bierdosen liegen vor der Sitzbank, der Abfalleimer ist hoffnungslos überfüllt.

Einen Tag zuvor, am Samstagabend um 17 Uhr, biegen mehrere Kleinbusse, einige davon mit süddeutschen Kennzeichen, von der Haarnadelkurve oberhalb des Männedörfler Schützenhauses links in den Waldweg ein. Es sind die Besucher des Konzerts, das in der Waldhüttesteigen soll.

Polizei überwachte das Treffen

Etwa um halb zehn fährt ein grauer Kastenwagen der Kantonspolizei in Richtung Waldhütte. Darin befinden sich Polizisten in Vollmontur. «Wir haben von dem Treffen erfahren», sagt Silvia Mülli von der Kapo-Medienstelle auf Anfrage. Die Polizisten seien anschliessend losgeschickt worden, um das Geschehen zu überwachen und Ausschreitungen zu verhindern – dies sei bei derartigen Zusammenkünften Routine. «Das Konzert in der Waldhütte ist friedlich verlaufen und war um Mitternacht zu Ende», sagt Mülli. Treffen von Rechtsextremen im privaten Rahmen seien erlaubt, solange die Strafnormen nicht verletzt werden.

Ein glatzköpfiger Mann mit Bart und feldgrauer Bomberjacke ist am Sonntagmorgen um elf Uhr offenbar mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Kurz darauf steigt er in einen VW-Bus, der neben der Hütte parkiert ist. Dieser trägt eine schwarz-weiss-rote Verzierung an der Flanke – die Farben des nationalsozialistischen Hakenkreuz-Banners.

Ein zweiter junger Mann, ebenfalls kahl geschoren, muss wohl noch seinen Rausch ausschlafen. Zusammengerollt liegt er im Fond eines silbergrauen Ford-Kombis mit St. Galler Kennzeichen, der vor der Waldhütte steht. Auch die Verzierungen an diesem Fahrzeug deuten auf die Gesinnung seines Besitzers hin: Am Heck prangt ein Kleber mit den Buchstaben HC. Sie stehen für Hardcore, eine härtere und schnellere Stilrichtung der Techno-Musik, die sichin der rechtsextremen Szene grosser Popularität erfreut.

Hütte für «Familienfest» reserviert

Das Forsthaus Brähenrainweg gehört der Waldkorporation Männedorf. Der Männedörfler Hans Müller, für Vermietungen zuständig, hat von dem Konzert nichts gewusst: «Die Hütte war für ein Familienfest reserviert», sagt er überrascht. Ein junger Mann – mit völlig normalem Äusseren – habe die Schlüssel abgeholt. «Dass so ein Anlass in unserer Hütte durchgeführt wird, passt mir gar nicht.» Doch er könne unmöglich kontrollieren, wer wirklich hinter den Reservationen stehe.

Dass Forsthütten – ohne das Wissen der Besitzer – für rechtsextreme Treffen und Konzerte gemietet werden, ist schon einige Male vorgekommen. So feierten 120 Rechtsextreme im Oktober des letzten Jahres ein Fest im Schützenhaus Uster. Die Stadt Uster, Besitzerin der Hütte, erfuhr erst durch die Meldung misstrauischer Anwohner von der Veranstaltung. Gemeindepräsidentin Heidi Kempin ist empört: «Diese Leute haben zwar das Recht, sich zu treffen. Es ist aber völlig daneben, sich verdeckt anzumelden.» Sie habe das Treffen auf dem Heimweg vom «Rock the Forest Festival» beobachtet, das am Samstagabend ganz in der Nähe auf dem Sportplatz Widenbad stattgefunden hat. «Ich bin sehr froh, dass die Kapo vor Ort war», sagt Kempin, «es beruhigt mich ungemein, dass die Polizei das Treffen so gut überwacht hat.»

Es sei wichtig, dass die Polizei ein Vermischen der Besucher beider Anlässe verhindert habe. Beim Festival im Widenbad traten Punk- und Rockbands auf. «Das hätte eine explosive Mischung geben können», so Kempin. Auch die Veranstalter des Rock-the-Forest-Festivals wollten ihren Anlass in der Waldhütte durchführen. Wegen des geplanten Einsatzes von Feuerwerk hätten sie die Bewilligung für die Hütte jedoch nicht erhalten.